Ein Märchen, das uns in unseren
hektischen und auf Funktion orientierten Zeiten daran erinnert, was
Zuneigung und Liebe bewirken können. So wird verhindert, dass
"Dornröschen" nach dem Wunsch der bösen Fee sterben muss. Sie
schläft "nur" 100 Jahre. Mit der Kraft der Liebe wird sie aus diesem
tiefen Schlaf erweckt.
Presse
Ein Blick hinter die Kulissen - Die
Volksspielbühne Rissen wurde vierzig Jahre alt
Vor vierzig Jahren wurde die Volksspielbühne Rissen gegründet. Wie
die vielen Leserbriefe und das Interesse aus den umliegenden
Elbvororten beweisen, ist sie so springlebendig wie im
Gründungsjahr. Hin und wieder hapert es zwar mal ein bißchen beim
Nachwuchs, doch ehe man sich versieht, haben sich plötzlich wieder
viele Jungschauspieler gemeldet, die den Weg über die
"Bühnenspatzen" in das große Ensemble finden.
Mit dem Weihnachtsmärchen "Dornröschen" findet der diesjährige
Aufführungszyklus sein Ende; für uns Grund genug, schnell mal einen
Blick hinter die Kulissen zu werfen. Johanna Rarsten hat für die RR
an einer Probe teilgenommen.
"Zart und zärtlich soll sie sein",
Søren Steffens gerät als Koch im königlichen Schloß über Prinzessin
Röschen ins Schwärmen, da holt ihn Spielleiterin Karen Wieck wieder
auf die Bretter, die an diesem Probenabend in der Aula Iserbarg die
Welt bedeuten: "Zierlich, Søren, im Text steht zart und zierlich!"
Nicht nur Hendrik als kesser Küchenjunge "Klecks" feixt über den
ersten Versprecher des Abends, auch das restliche Ensemble stimmt
fröhlich ins Gelächter ein und beginnt die Szene wieder von vorne.
Sie haben richtig vermutet, wir schnuppern Theaterluft:
Bühnenspatzen und erwachsene Mitglieder der Volksspielbühne Rissen,
die in diesem Jahr ihr 40jähriges Jubiläum feierte, proben für
"Dornröschen", das diesjährige Weihnachtsmärchen.
Eigentlich wollten wir Annelie Lettermann, die 1. Vorsitzende der
VBR, treffen, doch die hatte als Inspizientin noch "alle Hände voll"
zu tun. Denn gemeinsam mit Anna Richter kümmert sie sich um die
Requisiten und eine "echte" Geräuschkulisse. Gleich zu Beginn des
Stückes wird eine Menge Porzellan zerschlagen, doch keine Sorge,
hinter der Bühne wird nicht etwa für den nächsten Polterabend
geprobt, ein kleiner Scherbenhaufen sorgt für große Wirkung! Auch
beim schnellen Umziehen der Schauspieler, die z.T. mehrere Rollen
spielen, sind die beiden behilflich. Alles liegt in einer
wohlgeordneten Reihenfolge griffbereit.
Beim Anblick des alten Spinnrades auf der Bühne interessierte
natürlich die Frage: woher stammen die Requisiten? "Aus den Reihen
der Mitglieder, von Bekannten oder Firmen", erklärte uns Christel
Tewes, die als Souffleuse das richtige Stichwort gibt. "Jeder
steuert das bei, was er hat." So schlummerte bereits ihr erstes
Enkelkind - inzwischen stolze 17 - in Dornröschens Wiege, auch das
alte Spinnrad steht normalerweise im Hause Tewes, das prächtige
Paradekissen zierte vor vielen Jahren Lettermann'sche Betten,
Gartenbank und Putten stellte die Firma Gudewer als Leihgabe zur
Verfügung. "Mit dem nostalgischen Küchenschrank nebst Zubehör aus
unserem letzten Stück half uns ein Ehepaar aus der Nachbarschaft
aus", freute sich Annelie Lettermann. Was nicht aufzutreiben ist und
angefertigt werden kann, baut Hans-Jürgen Lustig, Ehefrau Elke
(Kostümverleih Wedel) ist zuständig für die Kostüme.
"Wer wählt denn die Stücke aus?", wollten wir in einer Probenpause
von Annelie Lettermann wissen. "Wir - in Teamarbeit. Wir lesen alle
sehr viel und beraten dann gemeinsam, welches Stück in Frage kommt
und wer welche Aufgaben übernehmen kann. Häufig verbindet man
bereits beim Lesen ein Stück schon mit bestimmten Personen, so ging
es mir bei 'Gode Nacht, Fru Engel' und Silke Lorenzen." Auch an
guten Autoren herrscht kein Mangel, erfuhren wir. Einer - Ingo Sax -
war bei der letzten Premiere anwesend und von der Präsentation
seines Stückes "Lütte, witte Siedenschoh" ebenso begeistert wie das
Rissener Publikum, das sich seit 40 Jahren immer wieder an den
lebendigen, volksnahen Aufführungen erfreut! Bereits beim ersten
Stück, "Der Hasenhüter und die Königstocher", das im "Heidehaus
Rissen" zur Aufführung kam, gab es begeisterten Applaus. Der Saal
mußte zu jeder Aufführung von den Gründungsmitgliedern der Rissener
Volksspielbühne, Walter Brock, Gustav Felst und Alfred Weickert
sowie deren Mitspielern und Helfern neu hergerichtet werden, diente
er doch dem Rissener Sportverein als Boxring! Seit 1967 hat die VB
Rissen in der Aula der Schule Iserbarg ihr festes Domizil, deren
Parkett inzwischen auch wieder vom RSV, genauer gesagt, dessen
Tanzsportabteilung, aber auch von anderen Vereinen genutzt wird.
Heute zählt der gemeinnützige Verein rund 100 Mitglieder. "Wir
finanzieren uns selbst", erklärt die erste Vorsitzende nicht ganz
ohne Stolz. Subventionen gibt es nicht, die Einnahmen decken gerade
die Ausgaben, zu denen auch eine Miete für die Nutzung der Aula
während der Proben und Aufführungen gehört. Jeder Besucher erhält
übrigens kostenlos ein Programmheft, das durch Inserenten finanziert
wird. Die Garderobe kostet ebenfalls nichts, über freiwillige
Spenden in das dort befindliche Schwein freut sich jedes Jahr der
Schulverein der Iserbarg-Schule.
Gespielt wird mit Ausnahme des Weihnachtsmärchens "op platt", und
zwar in erster Linie Heiteres, also Schwanke und Komödien. In der
Regieführung wechseln sich Silke Lorenzen (1. Spielleiterin) und
Heiner Tewes (2. Spielleiter) mit Annelie Lettermann, Herta
Mutschink, Karen Wieck, Thorsten Junge, Rudi Schröder und Dirk
Steffens ab. Geplant wird etwa ein Jahr - also 3 Stücke - im voraus.
Im Frühjahr steht voraussichtlich "Dat Lock in de Gerechtigkeit" von
Karl Bunje auf dem Spielplan, als Weihnachtsmärchen ist
wahrscheinlich "Der Zauberer von Oz" zu sehen. Die Proben für das
Weihnachtsmärchen dauern rund 2 Monate, für die Frühjahrs- und
Herbstaufführung 3 Monate. Geprobt wird zweimal wöchentlich, eine
Woche vor der Aufführung sogar täglich! Neben den Schauspielern und
dem Spielleiter gibt es eine ganze Reihe "guter Geister" hinter der
Bühne: Die Regieassistenz unterstützt den Spielleiter, die
Inspizienz ist, wie bereits gesagt, zuständig für Requisiten,
Pünktlichkeit und gute Laune der Schauspieler, die recht eng mit der
gebotenen "Probenverpflegung" zusammenhängt, die Souffleuse gibt bei
Bedarf das richtige Stichwort. Die Bühnenbauer werkeln nach
Festlegung des Bühnenbildes an Brunnen, Scheunen, Tresen,
Schiffsdeck, Zauberbaum, Mondkanone oder Hexenhaus mit Backofen...
sie schrecken vor nichts zurück! Geschickte Hände kümmern sich um
Frisuren, Perücken, Maske und Kostüme. Sobald die Bühne aufgebaut
ist, beginnt die Arbeit der Beleuchter: Scheinwerfer werden
installiert und eingestellt, mit dem Spielleiter die Ausleuchtung
der verschiedenen Spielszenen besprochen. Der musikalische Leiter,
der von Probenbeginn an dabei ist, sorgt für die richtigen Töne und
hat nicht nur in der Badewanne, sondern auch bei einer S-Bahn-Fahrt
zündende Ideen (Hans Petersens bevorzugte Strecke liegt zwischen
Altona und Blankenese. Sie inspirierte ihn zum "Lied des Kochs").
Wie steht es mit dem Nachwuchs? "Eigentlich haben wir keine Sorgen",
erklärt Annelie Lettermann. Ein Teil kommt aus den vor 23 Jahren von
Herta Mutschink gegründeten "Bühnenspatzen". Die Kinder zwischen 7
und 16 Jahren spielen nicht nur im Weihnachtsmärchen, sondern sie
erfreuen auch mit kleinen Stücken, Sketchen oder Scharaden die
Bewohner von Altenheimen.
Sabine Mutschink, Petra Revello, Thorsten Junge und Dirk Steffens,
alle "Bühnenspatzen der ersten Stunde", sind heute noch aktiv.
"Prinz" Christian Dennert folgte einem Aufruf in der Bücherhalle,
"Klecks" Hendrik Thörner fühlte sich im Weihnachtsmärchen vor 4
Jahren angesprochen und Isabell Schumacher war im letzten Jahr von
Pippi Langstrumpf so begeistert, daß sie diesmal als "Röschen"
Premiere hat. Anna Wieck (7) führt die Schauspielertradition in der
3. Generation fort, und auch Sybille Lettermann schnupperte bereits
im Kinderwagen Theaterluft. Zur Zeit sind die Bühnenspatzen etwas
"dünn" besetzt und könnten wieder eine Auffrischung vertragen
(angesprochen sind Kinder, die schon lesen können. Auch die
"jugendlichen Liebhaber", also junge Männer ab 20, sind rar (Nur
Mut, meine Herrn!). Natürlich ist auch jeder andere Interessierte
willkommen, sei es als Schauspieler, Helfer, förderndes Mitglied,
Inserent oder Sponsor.
Doch zurück zur Probe, unserem Koch und seinem Problem "13 Feen und
bloß 12 goldene Teller": Der Rat seines Königs war nicht unbedingt
der beste. Wie das Märchen ausgegangen ist, erfahren Sie am 8., 9.
und 10.12. in den Vorstellungen von Dornröschen.
(Rissener Rundschau)
Szenen-Fotos
Hanns Wieck - Isabell Schumacher -
Birgit Kornemann
Hendrik Thörner - Søren Steffens -
Andreas Prieß
Isabell Schumacher - Andreas Prieß -
Søren Steffens