Viola tricolor vulgaris ist den
Botanikern gut bekannt und heißt schlicht und einfach
Feldstiefmütterchen. In zwei Jahrhunderten haben Züchter aus dem
ursprünglich "unkrautigen" Veilchengewächs das heutige
Gartenstiefmütterchen entwickelt. Das Stiefmütterchen gibt es heute
in vielen verschiedenen Farben und mit unglaublich unterschiedlichen
Gesichtern. Von solch einem eindrucksvollen Gesicht lässt sich auch
der Botaniker Jeremias Puttfarken einfangen, der ein Experiment mit
Viola aus Düsterwohld wagt. Solche Versuche hat er schon oft
gemacht: die Pflanze aus dem angestammten Boden herausnehmen und in
einer anderen Umgebung wieder einpflanzen. Dass Versuche die
Eigenschaft haben können, zu überraschenden Ergebnissen zu führen,
weiß auch der Theoretiker Puttfarken. Es ist ihm allerdings neu,
dass ihm die Ereignisse derart aus der Hand gleiten. Er muss
feststellen: "Mit Planten is doch eher ümtogahn as mit Minschen.
Noch to, wenn't sone sünd vun't annere Geslecht. In dütt Kapitel bün
ick man swack beslahn." Viola ihrerseits ist in diesen Dingen ganz
und gar nicht schwach beschlagen. Und es ist das reine Vergnügen,
ihr zuzusehen, wie sie ihre Entwicklung nimmt. Anspruchslos an
Standort und Boden und selbstbestimmt. Am Ende laufen schließlich
die Fäden in ihrer Hand zusammen..
Presse
Viola bei der VB-Rissen
Wat hebbt de Rissener sik för Möh geven un Arbeit mookt, ehr
Publikum mol wat anners to wiesen as jümmers Kulissen.
Dat sehg meist ut as in'n groten Gaarn orer Park. De Vörhang weer ok
al optrocken un so kunn jeedeen kieken, wat dor vör sik güng. De
Bühn weer goot mit Bööm un Planten utstaffeert, as sik dat för'n
rieken Hannelsmann in de Hansetiet höört hett.
Den Hannelsherrn Hanno Cornelsen speel Rudi Schröder. He dä dat mit
en sekere Oort, bi em harrst dat Gefeuhl, dat weer en Koopmann, de
wüß, wat he will.
Frooke sien Dochter (Stephanie Ganske), de müß eerst mit de Nääs dor
op stött warrn, wat de Leev dat goot mit ehr meen. Se weer so'n
beten obsternaatsch un wull de Mannslüdü ok mol de Tään wiesen. As
Instand hett de Deern 'n goden Part aflevert.
Klaus Renken (Thorsten Junge), dat weer de Söhn vun en
Geschäftsfründ un de wull partu de Frooke as sien Fru. Aver wenn man
plietsch is un sien Mäken iefersüchtig moken kann, hett man meist
wunnen.
Jacob Dröse un sien Marleen (Peter Rust un Lisa Schröder) weern dat
Huushöllersch- Ehepoor. He stünn jo so'n beten ünner de Fuchtel vun
sien Wiew un wull desterwegen ok mol an en anner un jünger Frucht
naschen, doch se kreeg dat man jümmer spitz un wies em, wo he hen
heurt.
Jeremias Puttfarken (Jürgen Wingberg) weer dat Faktotum in de
Familje. He harr dat fix mit de Blomen un Planten un sehg vör luder
Greuntüüch de Leev nich. Wat weer he doch för en unbedarften Keerl,
de rein gornix mit de Wiever anfangen kunn.
Je, un denn weer dor noch Viola (Gesine Sielfeld), en Trampel vun
Mäken, aver wat de gelehrig un plietsch weer, dat kunn sik sehn
loten. Se wies jem all, wat en Hark is. Dat weer wunnerbor
antokieken, wo se mit Gedüür de Mannslüüd dor hen kreeg, wo se se
hen hebben wull. To de Överraschung vun all, wörr ut de Muurbloom en
Doom, de wüß, wo se sik to benehmen harr. Se lenkt all'ns in de
richtige Reeg, un hett to jeedeen dat richtige Woort.
Dat Spill hett den Tokieker veel
Freid mookt. Weer scheun antokieken mit de ole Kleedasch. Wo heet
dat doch so scheun: "Kleider machen Leute". Dat Stück harr weke Töön
un mennigeen kunn sik sülven wedderkennen in en Rull. Mi sülven hett
dat Stück beter gefullen as de Opföhrung in't Ohnsorg-Theoter.
Dor kann man sik blot bedanken, so as de velen Lüüd dat daan hebbt,
mit veel Beifall. (Verbandskritiker Joachim Grabbe)
Rezension
Ein ganz besonderes Vergnügen
Am 10.4.1987 war es bei der Volksspielbühne Rissen wieder soweit:
das Frühjahrsstück hatte Premiere. An diesem Abend war vieles anders
als sonst; denn "Viola" ist eben etwas Besonderes.
Zum ersten Mal wurde ein Kostümstück gespielt. Schon die erste Szene
versetzte die Zuschauer in die "gute alte Zeit" der Buddenbrooks.
Übrigens wurde in den hanseatischen Handelsfamilien Nordeutschlands
tatsächlich eher platt als hochdeutsch gesprochen.
Auch das Bühnenbild war etwas Besonderes. Kein aufwendiger Umbau in
den Pausen, sondern "nur" die Laube der Cornelsens in üppigen
Frühlingsfarben. Frisch und fröhlich bunt wie das Theaterstück
selbst.
[...] Allen Darstellern ist es gelungen, diese Komödie witzig und
spritzig auf die Bühne zu bringen. Die einzelnen Charaktere wurden
liebevoll gestaltet und keineswegs überzeichnet. Es gab viel
Szenenapplaus für jeden Mitspieler. Besonders erwähnenswert sind die
Interpretationen von Gesine Sielfeld als Viola und Stephanie Ganske
als Frooke, Tochter des Hauses Cornelsen. Gesine Sielfeld hat die
"alte" und "neue" Viola überzeugend dargestellt. Zunächst in der
Rolle der einfachen, etwas einfältigen Magd, die sich dann im Laufe
des Stücks zu einer klugen und umsichtigen Frau entwickelt.
Stephanie Ganske stand hier zum ersten Mal auf der Bühne und wagte
gleich eine so anspruchsvolle Rolle wie die Frooke zu übernehmen.
Stephanie hat sich nicht zu viel zugetraut. Das Debüt auf der
Niederdeutschen Bühne ist ihr auf Anhieb gelungen.
Schade, daß noch nicht jeder weiß, was die Volksspielbühne Rissen zu
leisten vermag. Es ist immer ein kurzweiliges Vergnügen, deren
Theateraufführungen zu besuchen.
(R. Schutt,
Rissener Rundschau)
25-jähriges Bühnen-Jubiläum -
Herzlichen Glückwunsch!
Wer kennt ihn nicht in Rissen? Unseren ehemaligen "Dorfsheriff", den
theaterspielenden Polizisten. Von Egbert Wieck ist hier die
Rede, dem Erzkomödianten der Volksspielbühne Rissen.
Seit nunmehr 25 Jahren ist er Mitglied in unserem Theaterverein.
Blickt man zurück, wird jeder schmunzeln, denn seine erste Rolle war
die eines Dorfpolizisten. Damals wurde für die Komödie "Minsch sien
mutt de Minsch" der Darsteller für einen urigen Polizeimeister
gesucht, der das "Menschsein" vor die Dienstvorschrift stellt.
Kurzum, Egbert ließ sich überreden, diese Rolle zu spielen. Ehefrau
Hilma, die ja schon einige Jahre länger aktiv "Theater machte",
brauchte ihren Egbert an Probenabenden nun nicht mehr allein zu
lassen, sie gingen gemeinsam hin.
Wenn seine Zeit es erlaubte, packte E. Wieck auch beim Bühnenbau
kräftig mit an, denn helfende Hände wurden und werden stets
gebraucht. In fast jedem Stück war Egbert nun zu sehen. Mit seinem
urwüchsigen Humor hatte er die Lacher immer auf seiner Seite, ein
Kritiker schrieb einmal: "ein Urviech auf der Bühne". Keine leichte
Aufgabe für die Spielleitung, denn wie schnell werden durch eine
solche Spielerpersönlichkeit andere Darsteller "an die Wand"
gespielt. Doch der Erfolg gab ihm immer Recht. Man erinnere sich an
E. Wiecks Rolle als Fettwarenhändler Peperknecht in "Vogeljette" im
Jahre 1984 oder an die des Vater Kattwinkel in "Dat
Herrschaftskind", 1980. In Weihnachtsmärchen brachte er sogar die
jüngsten Zuschauer zum Lachen, z.B. als lustiger König, 1984 in "Ein
Weihnachtstraum". Von 1967 bis 1982, also 15 Jahre lang, war Egbert
Wieck 1. Vorsitzender der Volksspielbühne Rissen. Eine lange Zeit,
wenn man bedenkt, wieviel Arbeit so ein Posten mit sich bringt und
wieviel Einsatz er von einem fordert. Er war mit Leib und Seele
dabei, dafür sei herzlich Dank gesagt. Seit knapp zwei Jahren ist E.
Wieck im Ruhestand, und es ist ruhiger um ihn herum geworden. Doch
sicher wird er, unser Komödiant, uns alle bei einem seiner
Auftritte, bald mal wieder so richtig zum Lachen bringen.
(Gesine Sielfeld, Rissener Rundschau)
Szenen-Fotos
Rudi Schröder - Peter Rust - Jürgen Wingberg
Lisa Schröder - Gesine Sielfeld - Stephanie Ganske
Rudi Schröder - Gesine Sielfeld - Thorsten Junge
Lisa Schröder - Thorsten Junge
Thorsten Junge - Gesine Sielfeld - Jürgen Wingberg