Ein "Dokterbook" kann ungeahnte
Wehwehchen ans Tageslicht bringen. Hat es einen dann erst richtig
erwischt, kommt eine schlimme Krankheit nach der nächsten. Und diese
Krankheiten sind sehr ansteckend. So gerät dann manches aus den
Fugen, aber, wie sollte es auch anders sein, am Ende gibt es dann
doch die große Überraschung.
De Autor
Der Flensburger Jens Exler
(1914-1987) betrieb seine Autorentätigkeit nebenbei. Hauptberuflich
war er als Bautechniker in einer Wohnungsbaugesellschaft tätig.
Seine große Leidenschaft galt der niederdeutschen Sprache, für deren
Erhalt und Pflege er sich seit frühester Jugend einsetzte. So
entstanden nach der hamburgischen Fassung auch eine kölsche,
bayerische, sächsische, schwäbische, fränkische, badische, hessische
Fassung und so weiter und so weiter.
Presse
„Dat Dokterbook"
von Jens Exler wurde in Rissen verkauft, im wahrsten Sinne des
Wortes. Denn der Theatersaal der Schule am Iserbarg war fast bis auf
den letzten Platz besetzt! Dazu kann man die Rissener nur
beglückwünschen und neidvoll an meine eigene Volksspielbühne denken.
Dieser Schwank, in dem einem Bauern ein „Dokterbook" aufgeschwatzt
wird, der dann bei sich und anderen viele Krankheiten entdeckt, wird
sicherlich vielen bekannt sein. Diese Geschichte fordert direkt zu
Übertreibungen heraus, und so wurde dann auch kräftig dick
aufgetragen. Das Publikum jedenfalls fand es so gut und richtig,
nach dem vielen Szenenapplaus zu urteilen.
Den „kranken" Bauern spielte Egbert Wieck in gekonnter Weise. Er
schöpfte seine Rolle bis ins Letzte aus. Daß er bisweilen etwas ins
Nuscheln geriet, ist ihm wohl gar nicht bewußt geworden. Der Bäuerin
lieh Lisa Schröder ihre Gestalt und ihr energisches Temperament.
Leider hat der Autor diese Rolle sehr vernachlässigt. Ich hätte sie
gern öfter auf der Bühne gesehen. Das reizende Töchterchen wurde von
Bärbel Fischbeck in ihrer lebendigen Art gestaltet. Daß Hilma Wieck
einen ausgesprochenen Trampel darstellen könnte, hätte ich kaum für
möglich gehalten, hervorragend in Maske, Haltung, Sprache und
Dämlichkeit. Die Rolle des Knechtes war bei Heiner Tewes in besten
Händen. Er war der ruhende Pol, und genüßlich spann er die Fäden der
Handlung. Rudi Schröders Reisender in Büchern gefiel mir sehr gut.
Redegewandt brachte er seine Ware an den Mann und Magd. Bleiben noch
zwei Debütanten. Silke Lorenzen als Freundin spielte ihre kleine
Rolle ohne Hemmungen und wurde ihr vollkommen gerecht. Wolfgang
Prieß, als Nachbarssohn und Liebhaber der Tochter, hatte es schon
schwieriger. Kein Wunder, daß ihm die Liebesszenen nicht ganz
gelangen. Wir alle wissen um die anfänglichen Hemmungen. Aber nur
weiter so, es war im Ganzen gar nicht schlecht. Souffleuse war
Gertrud Felst. Ich habe nichts von ihr gehört. Bei der
Textsicherheit hatte sie wohl auch nicht all zu viel zu tun.
Begeistert war ich von dem schönen Bühnenbild, das Alfred Bergel und
Uwe Fischbeck bauten. Besonders der herrliche Prospekt mit dem
Bauernhaus schuf eine bäuerliche Atmosphäre, wie sie besser nicht
sein konnte. Das begeisterte Publikum dankte mit anhaltendem
Applaus, und Spieler wie Mitarbeiter konnten mit dem Erfolg
zufrieden sein.
Nach der Aufführung trafen wir uns im Vereinslokal wieder als Gäste
der Rissener. Es war eine fröhliche, große Tischrunde, an der auch
unser Präsident, Hermann Nolting, und seine Gattin teilnahmen.
Hermann Nolting hob in einer kurzen, launigen Ansprache die Freunde
an unserem schönen Hobby und die Verbundenheit aller
Volksbühnenspieler hervor. Es wurde sehr spät! Herzlichen Dank an
meine Freunde in Rissen! (Verbandskritiker Bernhard Möller)
Spiel vom verhexten Bauern
Rissen. Die Volksspielbühne erfreute die Rissener an drei Tagen mit
der Aufführung von „Dat Dokterbook" von Jens Exler. Ein Bauer wird
von einem Reisenden dazu verführt, ein Dokterbook zu kaufen, mit dem
er alle Krankheiten heilen könne.
Egbert Wieck, jetzt auch der Erste Vorsitzende des Vereins, spielte
den vom Dokterbook verhexten Bauern großartig. Seine Frau, Hilma
Wieck, die sonst nur charmante Rollen spielte, wagte sich zum
erstenmal an eine komische Aufgabe. Sie gelang ihr ausgezeichnet.
Lisa Schröder stellte eine famose, deftige Bauernfrau auf die Beine
und Bärbel Fischbeck wirbelte als frische, verliebte Tochter über
die Bühne. Der pfiffige Tagelöhner Julle war eine besondere Leistung
von Heiner Tewes. Wolfgang Prieß, der jugendliche Liebhaber, stand
zum erstenmal auf „den Brettern" und sprang für Günther Schwenn ein.
Er spielte überzeugend, und wir werden ihn hoffentlich bald
wiedersehen. Rudi Schröder spielte den Dokterbookansnacker und
Geldabluchser ausgezeichnet. Silke Lorenzen war eine reizende
Freundin, die listig mithalf, alles zum guten Ende zu führen.
Der Erfolg war groß und rief immer wieder Beifall auf offener Bühne
hervor. Das stimmungsvolle Bühnenbild stammte von Uwe Fischbeck und
Alfred Bergel.