Elvira Sanftmut, genannt Vogeljette,
kommt als neue Haushälterin in das Haus des Fettwarenhändlers
Peperknecht. Dort erlebt sie, wie die drei halbwüchsigen Kinder
Minni, Madus und Jonni ihrem Vater auf der Nase herumtanzen. Mandus
hat seine Lehre abgebrochen und ist arbeitslos. Minni ist
Frisörlehrling und sieht sich in ihren Träumen als Mannequin über
den Laufsteg tänzeln. Jonni geht noch zur Schule und hat so
allerhand Flausen im Kopf. Gemeinsam mit seinen Freunden Paul und
Uwe wird er in einen Diebstahl verwickelt, dem Kommissar Notteboom
auf die Schliche kommt. Nootebooms Tochter Juliane fühlt sich, zu
seinem Leidwesen, zu Mandus hingezogen, welcher natürlich kein
respektabler Umgang ist. In diesem Durcheinander versucht nun Elvira
energisch für Ordnung zu sorgen. Der ganze Wirbel wird perfekt, als
Elviras Sohn Tedsche aufkreuzt, um seine Mutter zu besuchen. Diese
ist jedoch spurlos verschwunden...
Presse
Kritisch gesehen:
"Vogeljette".
Die Rissener Volksspielbühne spielte das niederdeutsche Volksstück
von Adolf Woderich. Das Frühjahrsstück "Vogeljette" war ein
lustiges, nicht übermäßig anspruchsvolles Stück mit leicht
kriminellem Einschlag.
Eberhard Peperknecht (Egbert Wieck) als Vater, immer ein bißchen
tüdelig und mit herrlicher Mimik, gefiel im Laufe der Aufführung
immer besser. Man merkte ihm an, daß er ein großes Repertoire hat.
Elvira Sanftmut (Helma Wieck) konnte ihrem Namen nicht gerecht
werden, dafür ihrer Rolle als resolute Huushöllersch umso mehr. Sehr
Überzeugend und keineswegs übertrieben wirkte sie im 3. Akt, als sie
ganz schön angesäuselt wieder auftauchte. Ein Kabinettstückchen
besonderer Art.
In weiteren Rollen gefielen Jonni (Thorsten Junge) und Mimi (Karen
Jack), zwei Peperknecht-Kinder. Er war so schön schlaksig und voller
Spielfreude, daß man ihn gern in einer größeren Rolle sehen würde.
Sie spielte die schnippische Tochter, die zu etwas Höherem geboren
schien, auch überzeugend. Liesbeth Krull (Inge Thurmann) wirkte auf
mich leicht überzogen. Ein bißchen weniger wäre mehr gewesen.
Was man aus kleinen Rollen machen kann und was nicht - hier gab es
Beispiele. Paul Krüger (Jörn Schröder) als halbstarker Krimineller,
konnte seiner Rolle zu jedem Zeitpunkt gerecht werden. Notteboom
dagegen als Kriminalpolizist (Wolfgang Vacano) war in meinen Augen
eine Fehlbesetzung. Solange man nicht in die Rolle schlüpft, die man
darstellen soll, muß man an sich selbst noch arbeiten. Ein Stück ist
eben erst dann aus, wenn auch der letzte Vorhang gefallen ist.
Trotzdem brachte Rudi Schröder eine schöne Esemble-Leistung - mit
dem Mut, auch Neulinge in ein abendfüllendes Stück einzubauen -
zustande.
Das Rissener Publikum dankte es dann auch mit reichlich Beifall.
(Verbandskritiker Klaus Müller)
Zur "Vogeljette" erhielten wir auch
wieder einmal eine Zuschrift eines "normalen" Zuschauers,
(allerdings ohne Namensnennung).
Erlebenswertes "Amateurtheater"
Ausgerechnet für Freitag, den 13.4.1984 war die Premiere des
Frühjahrsstücks "Vogeljette" der Volksspielbühne Rissen angesetzt.
Doch die Amateurdarsteller ließen sich vom Aberglauben nicht
abschrecken. Auch dieses Mal hat das Ensemble ein Stück mit
aktuellen zwischenmenschlichen und gesellschaftspolitischen
Problemen schwungvoll auf die Bühne gebracht, gemeint sind
Generationskonflikt, familiäre Auseinandersetzungen und
Jugendkriminalität.
Zum Inhalt: Dem Witwer und Fettwarenhändler Eberhard Peperknecht
tanzen seine drei halbwüchsigen Kinder auf der Nase herum. Das
ändert sich schlagartig, als die Haushälterin Elvira Sanftmut, wegen
ihres "Vogelticks" auch "Vogeljette" genannt, das Regiment im Haus,
im Laden und in der Erziehung übernimmt. Herrlich dabei der
unpassende Name "Sanftmut" für die resolute Haushälterin, die aus
dem Hausherrn respektlos "Peerknecht" macht. Nach einigen
unvermeidlichen Verwicklungen finden sich am Schluß die Paare zum
Happy-End. Die Besetzung und Kostümierung der Rollen wurde mit viel
Einfühlungsvermögen in die verschiedenen Charaktere vorgenommen.
Stellvertretend sei hier Inge Thurmann erwähnt, die ihre Rolle als
vornehmtuende Liesbeth Krull, Besitzerin eines Hundehotels ("HuHo")
überzeugend dargestellt hat. Erstaunlich sicher bewährten sich die
"Neuen", Petra Revello und Kai Lorenzen, auf der Bühne. Von
Lampenfieber war ihnen, wie den anderen Darstellern nichts
anzumerken. Schade allerdings, daß noch nicht alle Schauspieler
gelernt haben, die Stimme in der richtigen Intonation einzusetzen.
Einige waren zu laut, andere demgegenüber zu leise und kaum zu
verstehen.
Das ansprechende Bühnenbild stellte ein typisches Ladenhinterzimmer
dar und trug zu der gelungenen Aufführung der Komödie "Vogeljette"
bei.
Szenen-Fotos
Thorsten Junge - Jörn Schröder
Hilma Wieck - Karen Jarck
Hilma Wieck - Thorsten Junge
Inge Thurmann - Wolfgang Vacano
Karen Jarck - Jürgen Wingberg
Hilma Wieck - Egbert Wieck
Egbert Wieck - Wolfgang Vacano - Inge
Thurmann - Karen Jarck - Hilma Wieck - Jürgen Wingberg