Das Stück spielt im Treppenhaus eines
Mietshauses. Die Witwe Hanne Knoop beherbergt die junge Heike
Seefeldt als Untermieterin in ihrer Kammer. Das gibt Anlass zum
Tratsch. Schließlich ist das gegen den Mietvertrag. Als nun auch
noch Dieter, der Neffe von Nachbar Ewald Brummer, auftaucht und ein
Auge auf Heike wirft, sorgt das für Aufruhr im Mietshaus. Meta Boldt
lässt auch wirklich kein gutes Haar an ihren Mitmietern und sorgt
für einige Missverständnisse und handfeste Auseinandersetzungen.
Lässt sich Hauswirt Bernhard Tramsen von ihr einwickeln und wird
selbst Heikes Vater, Herr Seefeldt, Opfer der Schludereien?
De Autor
Der Flensburger Jens Exler
(1914-1987) betrieb seine Autorentätigkeit nebenbei. Hauptberuflich
war er als Bautechniker in einer Wohnungsbaugesellschaft tätig.
Seine große Leidenschaft galt der niederdeutschen Sprache, für deren
Erhalt und Pflege er sich seit frühester Jugend einsetzte. So
entstanden nach der hamburgischen Fassung auch eine kölsche,
bayerische, sächsische, schwäbische, fränkische, badische, hessische
Fassung und so weiter und so weiter.
Presse
Rissen ist eine Reise wert
Noch nie bin ich enttäuscht worden, ob sie nun hoch- oder
plattdeutsche Stücke spielen. Diesmal brachten sie Jens Exlers
Komödie „Sluderkraam in't Treppenhuus". Die Aufführung war aus einem
Guß, von Heinrich Tewes flott und einfallsreich inszeniert. Das
textsichere Spiel wurde nur von immer wieder aufbrausendem Applaus
unterbrochen. Die Aula der Schule am Iserbarg war ausverkauft, und
das, man höre und staune, an einem Dienstag als dritte Aufführung!
Heinrich Tewes hatte das Stück ausgezeichnet besetzt. Um mit den
Damen zu beginnen: Die Witwe Knoop spielte Hilma Wieck und war genau
das, was man sich unter einer guten Nachbarin vorstellt, von
frendlichem Charakter, gütig und hilfsbereit. Sie brauchte sich nur
selbst zu spielen. Der jungen Untermieterin Heike Seefeldt gab
Annelie Warnke eine reizende, entzückende Gestalt. Sie hat sich nach
meiner Meinung großartig als Darstellerin entwickelt, charmant,
lebhaft und in der ernsten Szene mit ihrem Vater rührend aufrichtig.
Für Meta Boldt, die Sludersche, konnte man keine Bessere finden als
Elfriede Bergel. Eine großartige Studie! Schnell floß ihr der Text
von den Lippen, jede Nuance nahm sie wahr, ohne je zu dick
aufzutragen. Eine dankbare Rolle, die sie vorzüglich meisterte. Die
zierlich, reizende Bärbel Fischbeck schlüpfte in die Hosen des
Bäckerjungen und erzielte Sonderapplaus.
Und nun zu den Herren: Egbert Wieck als schrulliger Rentner Ewald
Brummer zu sehen, war eine Freude. Ich weiß nicht, ob ihm das
komische Fach besonders liegt. Jedenfalls kann er es! Diese Rolle
birgt die Gefahr des überspielens in sich, doch nichts dergleichen
bei ihm. Besonders in der Trunkenheitsszene war nichts zu viel, aber
beileibe auch nichts zu wenig. Eine ausgezeichnete Leistung! Aber
auch sein Neffe Dieter stand ihm in nichts nach. Der sympathische
Hans Töpfer brachte einen lebhaften, charmanten Liebhaber auf die
Bühne, wie manche V.B. sich ihn wünscht. Keine verkrampften
Liebesbeteuerungen, sondern alles locker und gelöst. Rudi Schröder
in Person des Hauswirts Bernhard Tramsen hatte viele Lacher auf
seiner Seite, wenn er tapsig auf Liebespfaden wandelt. Seinen Disput
mit der Sludermeier brachte er köstlich. Bleibt noch Erich Hübner
als Heikes Vater zu nennen. Ganz in Grau wirkte er sehr seriös und
würdevoll und machte das Beste aus der kleinen Rolle.
Gertrud Feist saß im Kasten. Ich habe von ihr nichts gehört. Der
Bühnenbau mit der ansteigenden Treppe war sehr gut gelöst worden von
Alfred Bergel und Uwe Fischbeck. Jetzt wird mancher denken: Was,
nichts als Lob, keine Kritik? Ich meine: Fahrt mal nach Rissen! (Verbandskritiker Bernhard Möller)
Rissener übertrafen sich selbst
Eine gelungene Aufführung der Volksspielbühne der plattdeutschen
Komödie
Wer regelmäßig die Aufführungen der Volksspielbühne besucht,
erwartet jedes Mal einen lohnenden Abend. Man freut sich darauf, die
bekannten Schauspieler in neuen Rollen zu sehen, und weiß im voraus,
daß einem der Abend Freude machen wird. Als „Sluderkraam in't
Treppenhuus", eine plattdeutsche Komödie von Jens Exler, auf dem
Spielplan stand, fragte man sich doch, ob unsere Rissener das gut
durchstehen würden. Die Komödie der Schluderei im Treppenhaus
überzeugte von Anfang an durch ihren Humor und ihre Lebensechtheit.
Die Gestalten formten sich auf eine neue Art, frisch und prall voll
Leben.
In einem alten Mietshaus spielen sich die Dramen stets im
Treppenhaus ab. Brummer, ein knatteriger, pensionierter Beamter
gerät mit Frau Knoop, einer resoluten Witwe, aneinander. Frau Boldt,
Tag und Nacht im Treppenhaus lauschend, schürt nach beiden Seiten
hin das Feuer. Wie sie das auf der Rissener Bühne tut, ist einfach
köstlich. „Gut, daß ich nichts damit zu tun habe," ist der viel
belachte Refrain, wenn sie wieder einmal alles in wilde Verwirrung
gestürzt hat.
Ihre Gegnerin ist Heike Seefeldt, von zu Hause durchgebrannt, weil
die Eltern nur ans Geldverdienen und nicht an Güte und Herzlichkeit
für die einzige Tochter denken. Mit List und Charme, durch ihre
Liebe zu Brummers Neffen beflügelt, führt sie alles zum Happy-End:
Frau Knoop wird den nun nicht mehr brummigen Brummer heiraten.
Sludertasche Boldt hat einen heilsamen Schrecken vor den
Konsequenzen ihrer Klatscherei bekommen und will künftig den Mund
halten; Hauswirt Tramsen gibt das Halali der Jägerei nach Schürzen
auf. Heikes Vater erkennt seinen Fehler und will fortan ein
liebevoller Familienvater sein. Daß Heike selber den Brummerneffen
heiraten wird, ist selbstverständlich!
Hilma Wieck spielte die prächtige Frau Knoop mit dem Herzen auf dem
rechten Fleck. Annelie Warnke war eine süße, listige, sehr verliebte
Heike. Den knatschigen wie den vergnügt beschwipsten Brummer konnte
nur Egbert Wieck so mitreißend spielen. Hans Toepfer, der
Brummerneffe, war für Heike ein frischer, mitreißender Partner. Die
Schludertasche, die Elfriede Bergel als Frau Boldt auf die Bühne
brachte, war einfach herrlich! Rudi Schröder stellte den nach
Schürzen wildernden Hauswirt Tramsen kräftig und überzeugend auf die
Beine. Auch Erich Hübner und Bärbel Fischbek gaben in ihren kleinen
Rollen der Aufführung die schöne Abrundung.