Orest Marus-Majanos Aufenthalt in
einer Pension auf dem Lande löst viele Verwirrungen aus. Den Anlass
dazu geben seine Jugendfreundin Christine, die hier mit ihrem Mann
Ruhe und Erholung sucht, und das leichtlebige, unternehmungslustige
Mädchen Clelia Eyben. Als dann noch die reizende Mädi, eine
Jugendfreundin von Christines Mann in "geschäftlicher Mission"
auftaucht, ist für alle das Maß an Geduld voll. Beinahe entwickelt
sich eine Tragödie, als Orest eine Gewehrkugel in den Arm bekommt...
Aus dem Nähkästchen
Probleme brachte der
Kulissentransport zum Gastspielort mit sich. Bei einer Fahrt von der
Kurhaus-Bühne in Bad Bramstedt hatte man sich in der Dunkelheit
'verfranzt' und die Mitfahrer aus den Augen verloren. Mühsam wurde
Rissen erreicht, voller Schrecken aber festgestellt, dass das
Prachtstück, der Kamin, verloren gegangen war, irgendwo in der
Dunkelheit bei Appen-Etz. Anstrengend war das, jawohl, aber Spaß
hat's gemacht!
Presse
Zwei Perlen, zwei Hähne - Ein
Interesse
"Scharf" geschossen in jeder Hinsicht
wurde auf der Bühne im Heidehaus während der Premiere der Rissener
Volksspielbühne. Aus dem Lustspiel "Hahn im Korbe" schien beinahe eine
Tragödie zu werden, wenn Ores Marus-Majano (Carl v. Appen) die Gewehrkugel nicht nur
in die Schulter verpaßt bekommen hätte. Sein Aufenthalt in der Pension auf dem
Lande löste viele Verwirrungen aus. Den Anlaß dazu gab seine
Jugendfreundin Christine (Anke Wehr), die hier mit ihrem Mann Ruhe und Erholung
suchte, und das leichtlebige, unternehmungslustige Fräulein Clelia
Eyben (Ingrid Zimmer). Als dann noch das reinzende Mädi (Barbara
Prange), eine Jugenfreundin von Christines Mann in "geschäftlicher
Mission" auftaucht, ist für alle das Maß der Geduld voll. Mit einem
Happy End schloß die erfolgreiche Aufführung, deren Spielleitung
wieder Fritz Kruse hatte. Barbara Prange, ein neuer Name im Programm
und ein neues Mitglied der Volksspielbühne Rissen ist die Entdeckung
des Abends. - Wer die Aufführung versäumt hatte, der konnte kurz nach 23
Uhr den Spielleiter Herrn Kruse auf der Langwelle über den Äther
darüber sprechen hören. Mitglieder und Freunde der VBR scharten sich
um das Radio und hörten freudig von ihrem Erfolg.
(Kritiker: H.H. Schmidt)
"Hahn im Korb"
Ein Lustspiel brachten die Rissener
zur Eröffnung der Spielzeit heraus - nun, es gibt bessere, aber
bestimmt auch schlechtere, aber für diese Spielgruppe war diese Wahl
in dem jetzigen Stadium der Entwicklung vielleicht doch nicht sehr
glücklich. Konversation ist hier Trumpf, und die ist sehr schwer zu
schaffen mit Spielern, denen zumeist sprachliche Gewandtheit noch
abgeht. Ein Stück mit kräftiger Situationskomik wäre den Darstellern
bessere Stütze gewesen. So plätscherte der übrigens ganz
hervorragend sitzende Text dahin, ohne daß sich die gewisse sichere
Natürlichkeit einstellen wollte. Lediglich Antje Reinke und Peter
Grobecker waren ganz und gar richtig. Ihnen am nächsten Hilma Wieck,
der man einmal eine "Salondame" wünschen möchte, und streckenweise
Ingrid Zimmer. Aber auch bei Anke Wehr sind sehr gute Ansätze nicht
zu übersehen, sie weiß schon zu spielen, aber die sprachliche
Ausdrucksform bedarf fleißiger Arbeit, besonders weil es noch an
Modulationsfähigkeit mangelt. Die Herren Neitzke und von Appen haben
diese Rollen zwar mit Anstand verwaltet, die richtige Besetzung (wer
hat die schon?) waren sie nicht, besonders ersterem geht die feine
Komik ab - und der darzustellende Pedant mit dem Detektivfimmel i s
t komisc. Dabei sind beide Herren bestimmt sehr nützliche und
einsetzbare Volksbühnenspieler, denen ich nicht die Freude an der
Sache nehmen will, nur hier stimmte es eben nicht. Wenn man wie bei
dieser Inszenierung die fleißige Führung eines so erfahrenen
Spielleiters wie Fritz Kruse bei so vielen Kleinigkeiten spürt, wenn
man ein so liebevolles Bühnenbild vorgesetzt bekommt, auch die
Kostümfrage so geschmackvoll und aufwendig gelöst ist, dazu der
technische Ablauf bis ins Kleinste wie am Schnürchen klappt - kurz,
wenn so zielstrebig an die Sache herangegangen wird, dann scheit man
sich, weniger ernst zu beurteilen und sich etwa gar mit der
bekannten Schablonen-Kritik ("... sie gaben ihr bestes ...") zu
begnügen. An dem wohlgemeinten Eingehen auf die ihrem Spiel noch
anhaftenden Mängel mögen die Beteiligten den Grad der Beachtung und
den Respekt vor ihrem Bemühen ersehen.
(Kritiker: Hans Timm)
Wir stellen vor: Fritz Kruse
Seit fast drei Jahren leitet Fritz
Kruse die Volksspielbühne Rissen. Die Rissener Amateurspieler haben
in Fritz Kruse einen Mann gefunden, der mit einer gewissen erblichen
Belastung an seine Arbeit herangeht. Schon die Eltern von Fritz
Kruse spielten Theater und sangen in Opern. Ein Onkel von ihm war
Berufsschauspieler, einer Lautensänger. Fritz Kruse selbst, der sich
schon als Kind mit einem Kasperle-Theater versucht hatte, ließ sich
in den zwanziger Jahren zum Schauspieler ausbilden. Die
Wirtschaftskrise verhinderte dann allerdings, daß er
Berufsschauspieler wurde. Er hatte 1926 geheiratet und konnte es
sich nicht leisten, seine gute Stellung in einem chemischen Werk
aufzugeben. Seine größte Erfahrung mit Laienspielgruppen sammelte
Fritz Kruse als Kriegsgefangener. Daß er sie nicht gleich nach der
Entlassung auswertete, lag in erster Linie an beruflichen Sorgen.
Fragt man ihn heute nach dem erfolgreichsten Stück, das er mit der
Rissener Volksspielbühne einstudierte, so schüttelt er nur den Kopf.
"Ich glaube, daß wir uns mit jedem Stück verbessern, so ist das
erfolgreichste immer unser nächstes."