Friedrich Brammer, Karls
Broder, Schippbefrachter:
Rudi Schröder
Auguste-Victoria, sien Fru:
Christel Tewes
Mandus Sötje, Schuutvermeder:
Egbert Wieck
Malwine Sötje, geb. Brammer,
sien Fru:
Hilma Wieck
Adrian Pott, ehrtiets
Steward:
Thorsten Junge
Ulli Stichling, Deern in'n
"Blauen Peter":
Ursula Rust
Johannes Menck,
Schippsmaakler:
Peter Rust
Justus Aldag, hett en
Schippbetakelfirma:
Jürgen Wingberg
Achter de Kulissen
Speelbaas:
Rudi Schröder
Sien Hülp:
Elke Novitski
Toseggersch:
Lisa Schröder
Lüüd an de Siet:
Helga Wingberg
Prüük un Visaasch:
Silke Lorenzen,
Karin Lorenzen,
Ursula Rust
Lüchtmokers:
Albin Novitski,
Hanns Wieck
Bühnenbu:
Rudolf Seeburg,
Uwe Fischbeck,
Alfred Bergel,
Jonny Teich
Lütt beten wat to dat Stück
Die gemütliche Hafenkneipe "Zum
blauen Peter" wird vom Schiffskoch Karl Brammer gemeinsam mit seiner
Frau Mary geführt. Eines Tages wird Karl bei einer kleinen
Schmuggelei erwischt und muss für drei Monate ins Gefängnis. Mary
verschweigt lieber die Wahrheit und erzählt, dass ihr Mann wieder
zur See fährt. Doch dann schlägt das Schicksal zu: Das vermeintliche
Schiff geht mit Mann und Maus unter, und alle, die glauben, etwas
von Karl erben zu können, stürmen Marys Haus. Bei soviel "Mitgefühl"
der trauernden Verwandtschaft muss der Totgeglaubte selbst für
Ordnung sorgen.
Wilfried Wroost: Warum ich "Mien Mann
de fohrt to See" schrieb.
"Geiz, Missgunst, Habsucht und
Raffgier sind immer dankbare Themen für einen Bühnenautor. Diese
menschlichen Fehler und Schwächen eignen sich am besten für das
heitere Spiel. Denn es soll zugleich ein Spiegel sein, den hin und
wieder sich selbst vorzuhalten, gar manchem unserer lieben
Zeitgenossen dringen zu empfehlen ist. Wie schön, wenn Menschen,
ausgestattet mit obigen Eigenschaften, ob ihres Tuns einmal bei
passender Gelegenheit gehörig eins ausgewischt kriegen; wenn sie die
Blamage einstecken müssen, und wenn das Publikum - gerecht denkend,
wie es nun einmal ist - sich aus vollem Herzen darüber freut und
sagt: 'Seht ihr, das kommt davon!' Dann hat der Autor seinen Zweck
erreicht! Doch nicht nur deswegen ist mein Stück geschrieben. Es
gibt nämlich im Bürgerlichen Gesetzbuch betr. Erbrecht einen
sonderbaren Paragraphen, der besagt, dass, wenn der Mann eines
kinderlosen Ehepaares gestorben und kein Testament vorhanden, die
Ehefrau sich den Nachlass mit seinen Verwandten zu teilen hat.
Selbst dann, wenn sie nachweislich alles, was vorhanden, aus eigener
Kraft mühselig erworben und aufgebaut hat, wonach dann die anderen
aus Habsucht und Raffgier langen. Ist das gerecht? Darum, Ihr
Lieben, so Ihr noch nicht ans Sterben gedacht habt und auch nicht an
ein Testament, denkt an die lieben Verwandten! Verwandte sind zwar
auch Menschen, aber..."
Presse
"Mien Mann, de fohrt to See" von
Wilfried Wroost
Volksspielbühne Rissen, Premiere
30.10.81
Als Herbstpremiere 1981 stellte die Volksspielbühne Rissen die
Erbschleicher-Komödie "Mien Mann, de fohrt to See" von Wilfried
Wroost auf die Bretter. Was für ein Kontrapunkt zu möglichen trüben
Herbststimmungen! Wroost ist es nicht nur hier gelungen, aus einem
nicht einmal sehr originellen Stoff saftiges Theater zu machen.
Volle Wirksamkeit erhält dieses recht häufig gespielte Stück
allerdings nur, wenn es in rasantem Tempo mit sehr guten Akteuren
über die Bühne wirbelt. Und genau das ist unter der Regie von Rudolf
Schröder mit wenigen Ausnahmen auch passiert. Immerhin müssen
Schauspieler für 10 profilierte Persönlichkeiten aufgeboten werden,
kein kleines Problem für eine Amateurbühne. Aber die Rlssener hatten
das fest im Griff.
Kneipier Karl Brammer, angeblich zur See fahrend und dann darin
ertrunken, in Wirklichkeit aber im Knast sitzend, wurde sympatisch
dröhnig von Günter Schramme dargestellt. Annelie Lettermann hat sich
mehr als respektabel mit der Riesenrolle der vielfach verehrten,
aber auch verleumdeten Wirtsfrau Mary auseinandergesetzt. Dennoch
eine Einschränkung: Das in dem großen, zudem noch ständig
ausverkauften Rissener Saal erforderliche Forcieren führt bei Frau
Lettermann leider zu Schwierigkeiten, auch mit erhobener Stimme noch
sprachlich zu differenzieren. Schade um die sonst große Leistung.
Fachmännischer Rat könnte wohl helfen. Grandios das Quartett der
ekelhaft raffgierigen Verwandten von Karl Brammer. Die Rissener
Stars Hilma und Egbert Wieck, Rudolf Schröder und mit kleinem
Abstand Christel Tewes rissen das Publikum zu immer neuen Lachsalven
hin. Jede Pointe saß, es stimmte einfach alles.
Ebenfalls sehr beeindruckend Adrian Pott, Brammers inzwischen
erwachsener unehelicher Sohn, der durch sein plötzliches
Wiederauftauchen alle Hoffnungen der miesen Sippe auf ein saftiges
Erbe zunichte macht. Der sehr begabte Thorsten Junge war in der
Rolle ständig präsent, auch wenn er nicht "dran" war. Eine
erstaunlich reife Leistung, hoffentlich bleibt er lange dabei. Auch
Ursula Rust als quicke und patente Gaststättenhilfe Ulli ließ keine
Wünsche offen. Lediglich Peter Rust und Jürgen Wingberg hätten als
Marys Verehrer etwas lockerer und souveräner im Spiel sein können.
Fazit: ein sehr vergnüglicher Abend. Die Rissener Volksspielbühne
auf der Höhe ihres Könnens. (Verbandskritikerin Marianne Römmer)