Der Schustersohn Jakob hilft seiner
Mutter auf dem Markt, ihr Gemüse zu verkaufen. Nachdem der Koch des
Herzogs mit seinem Gefolge bei ihnen eingekauft hat, kommt plötzlich
die böse Fee Kräuterweis. Jakob ärgert die Fee, weil sie so hässlich
ist. Darum lockt sie Jakob mit nach Hause und behält ihn sieben
Jahre lang bei sich...
Presse
Tage vor der Premiere war der
Hauptdarsteller verunfallt und konnte nur noch in dem Akt auftreten,
in dem er sitzen durfte. Zwei andere Nasen mit Perücken und gleicher
Größe sprangen kurzfristig ein. In Rissen spielten weitgehend die
kleinen Bühnenspatzen und Jugendliche. Mag sein, daß auch die
Textvorlage wenig bot, denn irgendetwas fehlte mir. Im Zuschauerraum
wurde viel geredet, es wurde wuselig, man verstand nicht viel in der
letzten Reihe. Die Spieler guckten sich stets an, wenn sie
miteinander sprachen. Das Bühnenbild war eng, ausgenommen die
Riesenküche am Schluß. Dort waren dann endlich Gänge möglich, und
zwischen den Spielern wurde es groß. Bis auf eine penetrante
Heulsuse und den vergeßlichen Jungkoch gab es keine Akzente.
Wahrscheinlich ist die Spielkraft der jungen Spatzen diesem Raum
noch nicht gewachsen gewesen. Nur der (die) fahrende Gesell
gestaltete seine Rolle vor dem Vorhang voller Energie und überlegen.
Diese Figur hatte den Raum sofort im Griff. Mit dem Weihnachtsmann
am Schluß wurde noch "Laßt uns froh und munter sein" gesungen.
(Verbandskritik)
Aus dem Nähkästchen...
Was nützt die beste Organisation,
wenn ein Mitspieler plötzlich erkrankt? Selten war dies der Fall,
doch einmal passierte es gar am Tag vor der Premiere, als sich beim
letzten Weihnachtsmärchen der Hauptdarsteller Zwerg Nase den großen
Zeh mit einem Tisch zerquetschte. Flugs wurde eine zweigeteilte
Aufführung einstudiert: Der Lädierte spielte als unverwunschener
Zwerg Nase in sitzender Pose den ersten Part, während ein mutiges
Mitglied kurzentschlossen die Rolle nach der Verwandlung übernahm.
Und alles ging bestens über die Bühne...
...und noch etwas für die Großen
Die Wandlung: oder vom jugendlichen Liebhaber zum Weihnachtsmann.
Nun stellt Euch das mal vor:
Da kommt man zu einer ganz normalen Versammlung der Volksspielbühne
Rissen und freut sich auf sein Gyros, sein Bier und den Ouzo. Und
dann dieses: Unser Gustav Felst, seines Zeichens erster und bisher
einziger Weihnachtsmann, will sein Amt aus Altersgründen abgeben.
Ich frage mich, wie alt muß ein Weihnachtsmann denn sein?
60, 70, 80... oder? Gustav war viel jünger. Ich meine je oller desto
doller... äh, besser! Helga, Weihnachtsmannfrau in spe, saß neben
mir, als Gustav zu mir sagte: „Du, Jürgen, das ist doch was für
Dich. Du hast doch selbst zwei Kinder. Und für den jugendlichen
Liebhaber bist Du viel zu alt. Aber Weihnachtsmann kannst Du
bestimmt. Darfst bloß nicht zu viel trinken." Naja, das war wohl
schon passiert, und dann habe ich "Ja" gesagt zu diesem
verantwortungsvollen Posten. Alle haben gejubelt. Aber seit dem Tag
weiß ich, daß der Weihnachtsmannberuf „Stress" ist. Ich fang einmal
von der schönsten Seite an, und das ist das Theaterspielen mit den
Privilegien eines Weihnachtsmannes. Punkt 1: Als Weihnachtsmann muß
man immer erst gefragt werden, ob man es überhaupt macht. Natürlich
jedes Jahr wieder. Punkt 2: Man weiß nie genau, ob es nun einen Text
gibt oder nicht. Punkt 3: Es wird alles so sein wie immer: der
Weihnachtsmann bekommt den härtesten und kratzigsten Bart aus dem
Fundus.
Aber letztlich ist es egal, ob Punkt 1-3 stimmen oder nicht, ich
mache den Weihnachtsmann. Denn was mir die kleinen Kinderaugen als
Weihnachtsmann so sagen, das kann ich mit Worten gar nicht
beschreiben. Das fängt schon bei den Engeln an, wenn sie so niedlich
und friedlich neben mir hergehen. Und dann braucht ma ja auch nicht
viel zu machen. Beim Singen des Weihnachtsliedes ein bißchen den
Unterkiefer bewegen (merkt keiner und geht auch wegen des Bartes
nicht anders) und dann die klebrigen Bonbons im Foyer verteilen. Und
dann sind doch tatsächlich Kinder dabei, die ihre Eltern fragen:
„Ist das nicht unser Biermann?".