Gott segne unseren Strand, heißt ein
uralter Spruch der Küstenbewohner. In grauer Vorzeit soll es
Strandräuber gegeben haben, die diesem Bittgebet dadurch nachhalfen,
dass sie an Land Feuer anzündeten, um Seeleute, die mit ihren
Schiffen in Seenot geraten waren, irrezuführen; statt in den
rettenden Hafen einzulaufen, strandeten die Schiffe. Reiche Beute
war den Strandräubern dann sicher. Strandgut - das war für die
Menschen an den Küsten ein Zauberwort. In dunklen Sturmnächten
streiften sie heimlich am Strand entlang, und so manche wertvolle
Fracht wurde ihnen von der See in den Schoß geworfen. Doch die Zeit
liegt weit zurück. Aus dem unbeschränkten Recht, alles Strandgut
gehöre dem Finder oder Berger, wurden später gesetzliche Regelungen.
Sie gewährten dem Berger nur einen Anteil in Höhe seiner Unkosten.
Doch das Meer ist gegenüber früheren Zeiten geiziger geworden. Die
Frachter, die dem Meer zum Opfer fallen, nehmen heute ihre Ladung in
ihren Stahlrümpfen mit sich in die Tiefe. So kommt es, dass bei
einem Schiffsuntergang fast nur Treibholz und die Decksladung ins
Meer geraten und am Strand angespült werden. Bisweilen segnet der
"blanke Hans" den Strand mit fremdem Gut. Vor einigen Jahren waren
es Kisten voll Apfelsinen, und kurz nach dem Kriege schwammen
unzählige Büchsen mit Schmalz an den Sylter Strand. Es gab fast
keinen Insel-Haushalt, in dem die Bratkartoffeln nicht mit dem
"See-Schmalz" zubereitet wurden. Doch mit dem Wohlstand kam die
Trägheit. So bleibt heute das Strandgut, in der Hauptsache Holz und
Plastikgegenstände, sowie Fässer mit Öl oder Petroleum und leere
Behälter, oft bis zum Beginn der Sommersaison liegen. Im Annschluss
an das Großreinemachen der Kurverwaltungen wird es häufig an Ort uns
Stelle verbrannt.
Presse
"Strandräubers"
Gebt dem Nachwuchs eine Chance! Immer wieder hört man diese
Forderung bei den Volksspielbühnen. Selten aber erhält die Jugend
die Möglichkeit, vor das Publikum zu treten, um zu beweisen, was sie
kann. Liegt es nun daran, daß es wenige Stücke gibt, die für den
Nachwuchs geeignet sind, oder fehlt den Bühnen der Mut zum Risiko?
Das Lustspiel "Strandräubers" von Gerh. Bohde ist ein Stück für den
Nachwuchs und Spielleiter Rudi Schröder nutzt die Gelegenheit.
Drei junge Fischer üben (ohne Umschulung) die Strandräuberei aus.
Die Beute wird bei der verschlagenen Mutter Trölsch in Grog
umgesetzt. Eines nachts bringen die drei Strandgut mit, das sich bei
näherem Hinsehen als eine attraktive junge Dame entpuppt. Von diesem
Strandgut sind die drei Töchter des Strandvogts nicht erbaut, da
jede von ihnen ein Auge auf einen der Fischer geworfen hat. Aber
nach einigen Verwirrungen findet doch jeder Topf den passenden
Deckel.
Peter Sielfeld, Alfons Wieck und Jörn Schröder spielten die
dankbaren Rollen der drei jungen Fischer. Vom Autor gut gezeichnete
Typen. Die drei agieren mit guter Laune und Talent. Alfons Wieck
gefiel mir am besten. Aussprache und Mimik hatten nichts von einem
Anfänger. Jörn Schröder, vom Typ ideal besetzt, reizte mit seiner
Bierruhe das Zwerchfell. Peter Sielfeld als Jens Jensen hatte gute,
ausbaufähige Ansätze. Alle drei sind nach meiner Meinung ein echter
Gewinn für die VB Rissen.
Die jungen Damen Gesine Grote, Anke Tewes und Birgit Lübker hatten
mit den undankbaren Rollen der Strandvogttöchter einen schweren
Stand. Von den Rollen her kaum Möglichkeiten der Entfaltung, immer
als Trio auftretend, standen sie im Schatten der Männer. Hier hätte
von der Regie mehr herausgeholt werden können (besonders in der
Modulation der Texte). Silke Lorenzen (Ruth von Ehren), phonetisch
sehr gut, gut auch in den Szenen mit den Fischern. Leider aber im
Zusammenspiel mit Dieter Kirschner (Hans Holt) ein starker
Leistungsabfall. Die Liebesszene wirkte steif und unnatürlich. Hier
fehlte beiden Spielern (Spiel-)Erfahrung, Natürlichkeit und die
helfende Hand des Spielleiters.
Lisa Schröder spielte die Mutter Trölsch sehr zurückhaltend und
überließ ihren jungen Mitspielern die Bühne. Eine faire Geste, die
leider zu Lasten der Rolle ging. Etwas mehr hätte nicht geschadet.
So leicht wären die Jungen nicht an die Wand gespielt.
Souverän bei seinem Auftreten, die Bühne beherrschend, Heiner Tewes
als Strandvogt. Er strahlte Sicherheit und Ruhe aus, die sich auf
seine Partner übertrug. Der beste Spieler in diesem Ensemble.
Trotz der Einschränkungen ist das Experiment von Rudi Schröder
gelungen. Es ist sicher schwer, ein abendfüllendes Stück fast
ausschließlich mit Nachwuchs zu besetzen. Aber einige Minuspunkte
gehen auch auf das Konto der Spielleitung. Ein Wort noch an die
Spieler: Lassen Sie sich durch einige negative Bemerkungen nicht den
Mut nehmen. Es nützt nichts, wenn Mängel, die vorhanden sind, mit
dem Mantel der Liebe zugedeckt werden. Schwächen müssen erkannt und
durch intensive Arbeit behoben werden. Ihr Talent und ihre
Fähigkeiten lassen für die Zukunft der Volksbühnenkunst und für Sie
das beste hoffen.
(Verbandskritiker Claus Hauth)
5 Theaterabende der VB Rissen waren
restlos ausverkauft, Notsitze mußten aufgestellt werden, um alle,
die kamen, noch unterzubringen - ein wunderbarer Erfolg, zumal es
das Debüt der Jugend unseres Rissener Theatervereins war. Die jungen
Leute haben prächtig gespielt, fast wie die "Alten Hasen", die mit
ein wenig Zittern, aber doch auch mit berechtigtem Stolz ihren
"Nachwuchs" präsentierten. Lampenfieber hatten sie sicher alle -
aber wer hätte das nicht - wenn ca. 500 Augen- und Ohrenpaare mit
gespannter Erwartung den Darbietungen kritisch gegenübersitzen? Es
gab keine Panne (bestimmt auch ein Verdienst der im Untergrund
fungierenden Souffleuse Gertrud Feist). Es gab nur Applaus. Sechs
junge Leute hatten den Mut zum ersten Start vor einem großen
Publikum: Die Erben eines mit dem Rissener Theaterleben bekannten
und guten Namens: Alfons Wieck und Jörn Schröder und ihr ebenso
guter Mitspieler Peter Sielfeld als Fischer, die im Dienste einer
Gastwirtin (Lisa Schröder) zu nächtlicher Zeit den Strand
"säuberten". Die Töchter des Strandvogts (Heiner Tewes) Gesine
Grote, Birgit Lübker sowie Anke Tewes, die ihr Debüt bereits im
vorigen Jahr als "Lisbeth" in "Peper un Solt" gab und deren Vater im
vorigen Jahr bereits sein 25jähriges Bühnenjubiläum feiern konnte,
spielten die, auf eine zum Leben wiedererweckte "Wasserleiche"
(Silke Lorenzen) eifersüchtigen "Freundinnen" der 3 Fischer. Mit
dieser Aufführung ist den jungen Leuten der Durchbruch gelungen. Wir
hoffen, daß ihnen dieser Erfolg nicht zu Kopf geht , sondern Mut
gibt, weiter zu machen, um sich ständig zu bewähren.
(Rissener Rundschau)
„Strandräubers": Fünf Theatertage in
Rissen
Rissen. Auch in diesem Herbst tritt die Volksspielbühne Rissen e. V.
wieder an die Öffentlichkeit. Gezeigt wird das Lustspiel
„Strandräubers" von Gerhard Bohde unter der Spielleitung von Rudi
Schröder. Weil der Erfolg der letzten Aufführungen so groß war, sind
diesmal gleich fünf „Theatertage" vorgesehen: vom Freitag, 25.
Oktober, bis Dienstag, 29. Oktober, geht das Stück in der Aula der
Schule Iserbarg 2 über die Bühne. Beginn ist jeweils um 20 Uhr.
Die Volksspielbühne möchte dem Publikum einen vergnügten Abend
bieten, außerdem hofft man, der Bevölkerung das „Plattdütsche" ein
bißchen näherzubringen. Ein Sprecher: Diese herrliche niederdeutsche
Mundart muß man einfach liebhaben!" Daß dies alle Altersstufen
betrifft, stellen die Spieler selbst unter Beweis. „Dree Deerns un
dree Jungs" sind die Hauptakteure. Anfangs waren die Jugendlichen
noch skeptisch: „Mensch, kann ich das überhaupt?" — "Da ist ja eine
Menge Text zu pauken!" — „Vor Lampenfieber werde ich todsicher
ohnmächtig!" Die Befürchtungen waren unbegründet. Sie können es!
Spielleiter Rudi Schröder hat vom Rohschliff zum Feinschliff alle
Register gezogen, so daß sich das Ergebnis durchaus sehen lassen
kann. [...]
(Elbe-Wochenblatt)
Erfolgsrezept Humor
Rissen. [...] Das hohe technische Niveau und die gewisse Routine der
Darsteller geben der Sache einen fast schon professionellen
Anstrich.
Die Bühne ist aber auch für Jugendliche attraktiv. Das zeigt sich
nicht nur am Alter der Darsteller, sondern auch an dem des
Publikums. Die ständig wachsenden Zuschauerzahlen machten es
notwendig, eine "Theaterwoche" zu veranstalten.
"Wenn wir früher mal 60 Zuschauer hatten, sind wir gesprungen vor
Freude", erzählt Egbert Wieck der HAUPTSTRASSE. Er leitet die Truppe
und ist zugleich ihr Hauptdarsteller.
Egbert Wieck, 50, Ostpreuße mit Daddeldu-Appeal, hat dafür sein
Rezept: Humor. "Die Stücke müssen die Leute richtig von den Stühlen
hauen - die müssen langliegen". Auch sein Anliegen, die
plattdeutsche Sprache zu retten, findet immer mehr Anklang. "Wann
speelt ji wedder in plattdüütsch?", heißt es, wenn er sich mal an
einem hochdeutschen Unterhaltungsstück versucht. Doch muß bei drei
Vorstellungen im Jahr immer noch genügend Zeit für die Familie sein.
Daß auch seine Frau aktiv ist und sogar Sohn Alfons, 19, in die
Fußstapfen des Vaters tritt, ist ihm natürlich besonders lieb. Auch
die Kollegen sind interessiert: Hauptwachmeister Wieck weiß die
Wache in der Sibbertstraße voll hinter sich. "Die geh'n alle hin!"
Ihr nächster Einsatz: 25. Oktober, 20 Uhr, Schule Iserbarg.