Es ist schon eine verfahrene
Situation, wenn durch plötzliche Umdisponierung der Gemeinde eine
Straße, auf die Tankstellenbesitzer Gerd Jensen seine ganze Hoffnung
gesetzt hat, woanders gebaut werden soll; wenn die ersten Wechsel
fällig werden; und wenn keine Aussicht besteht, mit dem "komodigen"
Beifahrer Willem erste Lorbeeren beim Motorradrennen, der
angestrebten neuen Existenzgrundlage Jensens, zu gewinnen! Als er
dann noch einen jungen Mann anfährt, scheint seine permanente
Pechsträhne ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Dieser "Unfall"
entpuppt sich als kerniger, kiebiger, rotzfrecher Bengel, der Leben
in die Tankstelle bringt und sich Jensen als "Beifahrerakrobat"
förmlich aufdrängt. Welche riesengroße Überraschung dann auf Gerd
Jensen und seine Tankstellencrew zukommt, sei hier noch nicht
verraten...
Presse
Benzin vom Iserbarg
In Rissen können die Autofahrer jetzt auch in der Aula der Schule
Iserbarg tanken. Diesen Eindruck hatte ich, als ich diesen Raum
betrat, um die Aufführung „De vergnöögte Tankstell", von Fritz
Wempner, anzusehen.
Der Beginn der Vorstellung wurde sehr originell eingeläutet. Die
Rissener hatten als besonderen Gag statt der obligaten Klingel eine
Autohupe tönen lassen. Das brachte ihnen schon vor dem eigentlichem
Spiel die Verbindung zwischen dem Publikum und der Bühne, die bis
zum Schluß nicht mehr abbrach.
Drei Stunden (!) sprühte nun in dieser Tankstelle ein Feuerwerk der
guten Laune mit Höhen und Tiefen, inszeniert von Heiner Tewes.
Mit wieviel Spaß die Darsteller bei der Sache waren, zeigt allein
die Tatsache, daß Rudi Schröder als Tankstellenbesitzer und
Rennfahrer Gerd Jensen sich mit aller Gewalt in eine enge, moderne
Hose zwängte, um dieser Rolle gerecht zu werden. Ihm zur Seite stand
Egbert Wieck als sein Tankwart und Schmiermaxe Willem Bock. Beide
ergänzten sich großartig und routiniert, wobei Egbert Wieck etwas
mehr hätte gebremst werden müssen. Aber wer ihn kennt, weiß, wie
schwierig das ist. Die Seele der Tankstelle war die Haushälterin
Mieke, Elfi Bergel. Sie spielte sicher und gekonnt den Blitzableiter
für die beiden Hitzköpfe (siehe oben), wobei sie sich allerhand
boshafte Worte gefallen lassen mußte.
Der Clou dieses Stückes ist die Rolle der Dolly Hansen, gespielt von
Bärbel Fischbeck. Nicht nur als junger Bursche verkleidet, sondern
auch als verliebtes Mädchen überzeugte sie von Anfang an. Helmtraut
Riese, als Fotoreporterin Ellen Lund, spielte zwar lebhaft und mit
sehr viel Elan, jedoch war es ihr anzumerken, daß es ihr noch an
Routine fehlt. Ich glaube aber, daß sie sich noch sehr steigern
kann.
Als fliegender Händler (mit Bauchladen) trat stets im
„unpassendsten" Moment Erich Hübner, alias Hannes Puusch, in die
Szenerie. Er zeigte einmal wieder eine großartige Leistung.
Ein neues Gesicht sah man in Rissen in der Rolle des Werner Stürmer,
Angestellter vom Kreisbauamt. Es war Jürgen Birkl anzumerken, daß er
der plattdeutschen Sprache nicht mächtig war. Vielleicht wäre sein
Debüt etwas besser ausgefallen, wenn man ihn seine Rolle hätte
Hochdeutsch sprechen lassen.
In etwas kleineren Rollen, deshalb jedoch nicht minder gekonnt, sah
man Gustav Felst als Landarzt Dr. Ramm, Günter Schramme und Günther
Schwenn als Bauern Krischan Menke und Kassen Kreimann sowie Inge
Schwenn als Tochter Heike Menke.
Alles in allem war es eine sehr homogene Crew, die in Rissen ihr
Publikum zu begeistern verstand. Die Rissener feierten mit der
vergnögten Tankstell ein kleines Jubiläum: die 100. Aufführung seit
Bestehen. Von dieser Stelle aus nochmals meine Gratulation und für
die nächsten 100 toi, toi, toi.
Nachzutragen bleibt noch, daß die großartige Ausstattung der Bühne
der Esso-Werbeabteilung und natürlich auch Uwe Fischbeck mit seinen
Mannen zu verdanken war."
(Verbandskritik)
Sonderapplaus für Hübner
Rissen. In der Aula der Schule am Iserbarg kamen die Besucher bei
dem Lustspiel (Dreiakter) „De vergnöögte Tankstell" von Fritz
Wempner voll auf ihre Kosten, das die Rissener Volksspielbühne nach
alter „Hausordnung" wiederum an fünf Abenden aufführte. Begeistert
wie eh und je ging das Publikum am ersten sowie am letzten Tag mit,
denn das ausgezeichnete Ensemble der V.B. Rissen fand schnell den
Kontakt zum Zuschauerraum.
Als Junge verkleidet schleicht sich Dolly Hansen (Bärbel Fischbek)
in die Gunst des großen Rennfahrers und Tankstellenbesitzers Gerd
Jensen. Sie wollte unbedingt Schmiermaxe bei ihm werden, doch als
Mädchen käme sie hierfür nicht in Frage. Der Ruhm des bekannten
Rennfahrers hatte in letzter Zeit jedoch gelitten, weil Gerd Jensen
sich nicht von seinem Tankwart und Freund (Egbert Wieck) trennen
konnte, den er noch immer als Schmiermaxe, allerdings zum Gespött
der Experten, beschäftigte. Schließlich gelingt es Hans Hansen
(Dolly war in die Hosenrolle geschlüpft), den Rennfahrer zu
überzeugen, daß „er" der richtige Mann sein körinte. Für Dolly hat
das ganze noch einen Hintergrund: sie hatte sich in den früheren
Champion der Landstraße verliebt. Das von ihr verfolgte Ziel wurde
sogar im doppelten Sinn erreicht: auf der einen Seite gewinnt sie
mit Gerd Jensen das große Rennen, auf der anderen Seite das Herz des
Rennfahrers, nachdem alle Unklarheiten beseitigt waren.
Für Egbert Wieck schien die Rolle des ausgebooteten Beifahrers wie
geschaffen zu sein; gekonnt strapazierte er vor ausverkauftem Haus
die Lachmuskeln der Zuschauer. Auch Rudi Schröder als
Tankstellenbesitzer und Rennfahrer war so umwerfend überzeugend, daß
man ihm auch aus der letzten Reihe der Aula seine erst 30 Lenze
glaubte. Bärbel Fischbeck ging voll in ihrer Doppelrolle auf und
stand selbst zigarrenrauchend ihren „Mann". Ebenso verdient auch
Heiner Tewes für seine hervorragende Inszenierung ein dickes Lob;
das Bühnenbild von Uwe Fischbeck, das naturgetreu einer richtigen
Tankstelle nachgebaut wurde, war das i-Tüpfelchen zu einer
gelungenen Inszenierung. Das Ensemble war jedoch mit Ausnahme der
Hauptdarsteller sowie Elfie Bergel, Erich Hübner (er wurde bei
seinem ersten Erscheinen sogar mit Sonderapplaus bedacht), Gustav
Felst, Günter Schramme und Günther Schwenn in drei weiteren Rollen
nicht gut besetzt.
(Norddeutsche Nachrichten)
De vergnöögte Tankstell ein
gelungenes Vergnügen
Wedel. Weit über 200 begeisterte Zuschauer haben am Freitag die 99.
Aufführung der Volksspielbühne Rissen in der Aula der Schule am
Iserbarg gesehen. „De vergnöögte Tankstell" hatte Premiere. Mit
diesem Volksstück hatte Spielleiter Heiner Tewes aus Wedel einmal
genau den Publikumsgeschmack getroffen. Die Zuschauer lachten
Tränen.
„De vergnöögte Tankstell, en lustig Spill in dree Törns", handelt
von dem jungen Tankwart Gerd Jensen, der sich, da sein Betrieb nicht
so läuft, wie er es sich versprochen hatte, dem Motorradsport
verschreibt. Allerdings hat er nicht viel Glück, denn sein Beifahrer
Willem ist zu alt für den Sport und nicht flink genug.
Da schneit ein Junge namens Hans Hansen ins Haus, der in
Wirklichkeit ein Mädchen ist und Dolly heißt. „Hans" kennt nur ein
Ziel, mit Gerd Rennen zu fahren. Er setzt seinen Kopf durch, und die
beiden gewinnen gleich beim ersten Mal. Gerd hat den Schwindel
jedoch bald durchschaut, Dolly sich zu ihrem Kummer in ihn verliebt.
Doch es gibt ein Happy-End. Und das gleich dreifach, denn Willem
wendet sich der gutherzigen Haushälterin Gerds zu und außerdem
verlobt sich Dollys Freundin, die wie ihr Verlobter, ein Beamter aus
der Kreisstadt, keine geringe Rolle in dem verzwickten Vol'ksstück
spielte.
Das Stammpublikum begrüßte die ihm bekannten Schauspieler bei ihrem
Auftritt mit großem Applaus. Besonders beliebt ist offenbar der 70
Jahre alte Erich Hübner aus Wedel, der den Bauchladenhändler Hannes
Puusch darstellte. Er hat schon vor 53 Jahren in seiner Heimat in
Pommern mit dem Amateurspiel begonnen und erfreut die Rissener seit
20 Jahren mit seinem trockenen Mutterwitz.
Hübner und der Erste Vorsitzende des Bühnenvereins, Egbert Wieck
(Willem), veranlaßten das Publikum durch ihre humorigen Dialoge zu
wahren Lachstürmen. Rudi Schröder (Gerd Jensen) spielte mit Bravour
den Mann, der letzten Endes doch alle Fäden in der Hand hat. Bärbel
Fischbeck (Dolly) ist ihm die ideale Partnerin. Seit zwölf Jahren
ist sie dabei. In ihrer Rolle als kecker Junge glaubt ihr keiner,
daß sie „schon" 30 Jahre alt ist. Besonders zu erwähnen ist auch
Elfi Bergel als die mütterliche Haushälterin Mieke. In den
Gesprächen mit Hannes (Hübner) und Willem (Wieck) kann sie ihre
schauspielerische Begabung voll entfalten. [...]
Trotz viel Initiative und Fröhlichkeit hat die Rissener
Volksspielbühne mit einem schwerwiegenden Problem zu kämpfen: der
Nachwuchs ist Mangelware. Woran das liegt, können sich die Spieler
nicht erklären. Für sie ist das Amateurtheater das schönste Hobby.
(Wedel-Schulauer Tageblatt)
Fünf Wedeler Hauptakteure in der
Jubiläumsaufführung
Wedel. Der Vorhang zur 99. Aufführung der Rissener Volksspielbühne
hebt sich morgen abend um 20 Uhr in der Schule am Iserbarg. „De
vergnöögte Tankstell", so der Titel des Luststücks, soll an den
folgenden vier Abenden zur selben Zeit noch einmal aufgeführt
werden. Spielleiter ist der Wedeler Postbeamte Heiner Tewes. Nach
der Devise „Qualität vor Quantität" gedenkt die Volksspielbühne,
auch die nächsten 100 Aufführungen nach dem Jubiläum am Sonnabend
hinter sich zu bringen.
Fünf Wedeler wirken in dem Volksstück mit. Unter der Eegie von
Heiner Tewes spielt unter anderen Erich Hübner, ein 70 Jahre alter
Rentner. Er verkörpert den schrulligen Händler Hannes Puusch. Den
Bauern Krischan Menke spielt der Wedeler Baggerführer Günter
Schramme. Spielleiter Tewes hat außer diesen drei seine Frau
Christel als Inspizientin und die Krankenschwester Silke Lorenzen
als Souffleuse engagiert.
Tewes und seine Mannen hoffen, daß auch zahlreiche Wedeler sich eine
der vier Aufführungen ansehen werden. Ein Sonderbus aus Wedel, der
Sonnabend nach Rissen fahren soll, ist bereits ausgebucht. „Durch
unser Spiel wollen wir die niederdeutsche Sprache lebendig erhalten
und das Brauchtum nicht in Vergessenheit geraten lassen", erläuterte
der Vereinsvorsitzende, Egbert Wieck, dem Tageblatt. „Auf Geld kommt
es uns dabei nicht an."
Die Volksspielbühne bedauert, nicht auch in Wedel Theater spielen zu
können. „Dort sind keine geeigneten Räume für uns", erklärte der
Spielleiter. „Die Wedeler Veranstalter verlangen auch viel zu hohe
Mieten für ihre Räumlichkeiten."
In der Rissener Schule gastiert die Volksspielbühne schon seit
sieben Jahren. In den vorhergehenden neun Jahren ihres Bestehens
führte sie im Heidehaus auf, das später zum Country-Club wurde.[...]