...un baven wahnen Engels... denkste!
Scheune Engel sünd di dat, Elvira un Helene Engel, de beiden
Süstern, de dor baven ünner't Dack, sotoseggen in "Sperlingslust".
De Düvel kunn dor all ehrer wat mit enfangen, ja, villicht kunn he
sogor noch wat tolehrn. Mol ehrlich, wokeen much twee "feine ole
Damen" totruen, 'n gräsigen Poltergeist to markeern, üm
"unerwünschte" Mieter wedder ut de Parterrewahnung ruut to gruseln,
wiel se sülvst bannig scharp sünd op de grötteren Stuven? Aver ehr
Broderkind Klaus, de ok noch her mutt, üm för densülvigen Tweck
inspannt to warrn, hett siene leven Tanten glieks dörchschaut. He
dreiht nu den Spieß üm, maakt jüm fix Füer ünnern Achtersten un lett
beide all so'n beten wat vörweg in'e Höll schmoren. Kloor, dat Klaus
Ünnerstützung kriggt (un nich blots de!) vun de schnuckelige
Naversdeern Karen, un no de opregende Jachteree achter den
verdreihten "Kloppgeist" kaamt an't Enn vun Jens Exler sien
Lustspill twee "geläuterte Seelen" un de gesamte Naverschap wedder
to Roh... Un baven wahnen jümmers noch Engels!
Presse
POLTERGEIST IM RISSENER
ALTBAUMIETSHAUS
"... un baven wahnen Engels"
Sie kehren immer wieder, die beiden alten Damen unterm Dach, die mit
Klopfgeistterror und Schlitzohrigkeit die neuen Mieter der größeren
Wohnung unter ihnen zu vergraulen suchen, um selbst dort
einzuziehen. Sie werden von kaum einer der Niederdeutsch spielenden
Bühnen ausgelassen, weil brüllendes Gelächter und pralle
Situationskomik ebenso typisch für plattdeutsches Theater zu sein
scheinen, wie simple Inhalte und deftig-komische,
vordergründig-einfache Charaktere. Ich wundere mich, daß immer
wieder dieselben Stücke desselben Genres auf dem niederdeutschen
Spielplan stehen, ich bewundere aber, wie gut das hier zur Freude
des Publikums inszeniert wurde:
Rudi Schröder hat dem Stück mit souverän straffendem Rotstift
etliche Längen genommen und das Ensemble mit viel Freude an
Detailarbeit sicher geführt. Gut herausgearbeitet und erfreulich
differenziert dargestellt waren die beiden grundverschiedenen
Charaktere der beiden Altjungfern Engel, befehlsgewohnt dominierend
Helene (Hilma Wieck), etwas dümmlich-pfiffig-bauernschlau die
unterdrückte "Jüngere" Elvira (Elfi Bergel). Die jahrzehntelangen
Machtkämpfe glaubte man den beiden Engelein aufs Wort.
Ihr das Spiel durchschauender, sie mit ihren eigenen Waffen
schlagender Neffe Klaus (Jürgen Wingberg) war mir etwas zu laut und
polterig. Statt direkter, dick aufgetragener Unflätigkeit gegen die
Tanten wäre psychologische Kriegsführung mit hintergründiger,
ironisch-freundlicher Biestigkeit und lächelnd-knebelnder Tyrannei
wirkungsvoller gewesen. Er hatte mit seiner wiedergefundenen
Jugendliebe Karen Schlüter (Annelie Lettermann), die mir etwas neben
ihrer Rolle zu stehen schien, einen schweren Stand gegen das übrige
Ensemble mit so routinierten Erzkomödianten wie Egbert Wieck, der
den Hauswirt Babbel nach anfänglichen Schwächen im ersten Akt mit
sicheren, kräftigen Strichen als köstliches Original zeichnete und
auch mimisch überzeugte.
Er konnte mit seinen gelegentlichen, spielfreudigen Extemporés die
Souffleuse (Gertrud Feist) zu höchsten Leistungen auflaufen lassen,
nicht aber die kodderschnäuzige Sludernaversch Frau Fritsche aus dem
Konzept bringen, die Lisa Schröder als vollsaftige Schlampe
lebensecht auf die Bretter stellte. Da stimmte jede Pointe, jede
Geste! Wenn dieses Gewitterblech mit den Knüllchen auf dem Kopf und
dem ausgefransten Saum am Knautschlook-Rock über das Engelheim
hereinbrach, beherrschte nur noch sie die Szene, war nur sie dort zu
Hause und nicht einmal die sonst so dominante Helene war diesem
penetranten Schandmaul gewachsen, das alle anderen an die Wand
spielte! Eine herrliche Type!!
In der richtig angelegten, aber nicht fertig ausgearbeiteten Rolle
des poltergeistzermürbten Nachbarn Schlüter, die Rudi Schröder noch
zu übernehmen hatte, heizte er zwar zunächst als Stotterer die
Stimmung an, blieb aber dann hinter dem Leistungsniveau seiner
Inszenierung zurück, weil er als Darsteller der Führung und
Kontrolle der Regie entraten mußte. Womit die alte Theaterregel
bestätigt wäre, daß man den Regisseur zwar spüren, nicht aber auf
der Szene sehen sollte. (Man sollte ihn auch mit
Umbesetzungsproblemen neben seiner Regiearbeit nicht allein lassen.)
Alfred Bergel, Uwe Fischbeck und Jonni Teich bauten ein sehr
hübsches, stimmungsvolles und wohltuend standfestes Bühnenbild,
dessen Interieur auch in Kleinigkeiten zu seinen Bewohnerinnen
paßte. Das Publikum spendete spontanen Beifall.
Die unvermeidliche Vereinsdank-Blumenzeremonie beim Schlußapplaus
sollte man als Laienspielrelikt in die Garderobe verbannen! Vor den
Vorhang gehören die Darsteller ohne Störung ausschließlich dem
Publikum, das sich für zwei Stunden gute Unterhaltung bei ihnen
bedanken will. - Und das tat es ausgiebig und herzlich!
(Verbandskritiker Gert Krause)
Die Rissener Amateure begeisterten ihr Publikum
Vier Abende lang herrschte in der Aula der Schule Iserbarg in Rissen
nichts anderes als Heiterkeit und Frohsinn. Die Volksspielbühne
Rissen bot hier den vielen hundert Zuschauern bestes Amateurtheater.
Mit dem Lustspiel „Un baven wahnen Engels" von Jens Exler zeigten
die Mimen überzeugend ihr vielseitiges komödiantisches Talent.
Hilma Wieck verkörperte mit herrlichem Mienenspiel das gar nicht so
engelhafte ältliche Fräulein Helene Engel, das seine ebenso
jungfräuliche und etwas dümmliche Schwester Elvira beherrschte,
kommandierte und zu scheinheiligen Aktionen verleitete. Elfie Bergel
als „Elviiiraa" spielte diesen Part so gut, daß man fast Mitleid mit
diesem unterdrückten Wesen bekam.
Diese beiden im Dachgeschoß wohnenden „Engel" füllten ihr
ereignisloses Leben damit aus, durch Geisterbewegungen unliebsame
Mieter aus dem Haus zu vergraulen, um selbst in den Genuß der
größeren Parterrewohnung zu kommen. Vollstes Verständnis fanden die
beiden alten Mädchen bei der klatschsüchtigen und kaffee- und
kohlenschnorrenden Hausbewohnerin Alma Fritsche, eine Paraderolle
für Lisa Schröder.
Schließlich durfte auch Egbert Wieck mit seinem brillanten Spiel als
nicht unbestechlicher und von jungen Mädchen faszinierter Hauswirt
nicht fehlen. Sicher hätten die beiden Damen Engel ihren Plan auch
verwirklichen können, hätten sie sich mit der Aufnahme ihres Neffen
Klaus (Jürgen Winberg) nicht selbst eine Laus in den Pelz gesetzt.
Er hatte den Spieß sehr bald umgedreht, so mußten Elvira und auch
Helene Engel ihn bis zum Unerträglichen bedienen, wurden durch seine
Geistergegenaktionen so weit getrieben, daß schließlich „da oben nur
noch Engel wohnten". Selbstverständlich trug auch die Liebe ihr Teil
mit dazu bei, daß am Schluß dieses Stücks nur noch eitel Freude
herrschte. Nicht zu vergessen das ausgezeichnete Spiel von Annelie
Lettermann und Rudi Schröder. Ein dickes Lob verdient zudem das
gelungene Bühnenbild. Die Rissener Mimen nennen sich Amateure, doch
dieser Begriff gilt nur in bezug darauf, daß sie nur aus Spaß am
Spiel auf der Bühne stehen, sicher nicht, was ihre Schauspielkunst
anbetrifft. (Ingrid Roitzsch, Hamburger Abendblatt)
„... un baven wahnen Engels":
Plattdeutscher Theaterspaß in Rissen — Gute Nachricht für alle
Theaterfreunde und Plattdeutschfans aus dem Hamburger Westen: Die
Volksspielbühne Rissen führt von Freitag, 22. Oktober, bis
einschließlich Dienstag, 26. Oktober, jeweils um 20 Uhr, in der Aula
der Schule Iserbarg das niederdeutsche Lustspiel „...un baven wahnen
Engels" auf. Unter der Leitung von Rudi Schröder wird seit August
dafür geprobt: zuerst in einer Garage von Elfi Bergel am
Ginsterstieg, später abwechselnd in den Häusern der Akteure und in
der Schule. Pressesprecherin Bärbel Fischbeck: „Das Stück ist mit
viel Elan und Liebe einstudiert worden. Wir glauben, daß auch die
Zuschauer ihren Spaß daran haben werden!"
Hier kurz der Inhalt: unter dem Dach
eines älteren Mietshauses wohnen die beiden altjüngferlichen
Schwestern Elvira und Helene Engel. Sie wollen zu gern eine größere
Wohnung im Haus beziehen. Als diese Bitte vom Inhaber abgelehnt
wird, und ein neuer Mieter mit Kindern das Domizil bekommt, greifen
die Damen Engel zu ungewöhnlichen Mitteln. Im Hause treibt plötzlich
ein Klopfgeist lautstark und regelmäßig sein Unwesen. Nicht nur die
gesamte Mieterschaft, sondern auch der Hauswirt geraten in Angst und
Schrecken. Neffe Klaus der Schwestern Engel, den beide für ihre
Interessen einsetzen wollten, durchschaut das Spiel, dreht den Spieß
um und — und heizt nun seinerseits den netten Tanten tüchtig ein.
[...]
(Elbe-Wochenblatt)
Das Herbststück der Rissener
Volksspielbühne
"un baven wahnen Engels" hieß das Lustspiel, das unter der Leitung
von Rudi Schröder Ende Oktober in der Iserbarg-Aula gespielt wurde.
Auch wer nicht selbst Plattdeutsch spricht, hatte seine Freude
daran, zu sehen, mit welchen Methoden die beiden Schwestern Engel
andere Hausbewohner vergraulen, um selbst aus der Dachwohnung
herauszukommen. Mit Beifall auf offener Szene wurden nicht nur
unsere altbekannten „Stars" immer wieder begrüßt, sondern er galt
auch den Darstellern für ihr Können in dem herzerfrischenden Stück.
(Rissene Bürgervereinszeitung)
Szenen-Fotos
Lisa Schröder - Egbert Wieck
Elfi Bergel - Lisa Schröder - Hilma
Wieck
Egbert Wieck - Lisa Schröder
Annelie Lettermann - Egbert Wieck -
Jürgen Wingberg