Avkaten hebbt al jümmer op de Breder
stahn, de de Welt bedüden doot. Dat de Avkaten mehrstendeels in
Kummedien to sehn sünd, ofschoonst se jo en eernsthaftig Amt to
bedrieven hebbt, is de Spaaß, den dat Volk (Publikum) an so'n Aart
vun Lüüd geern hebben will. Över de to lachen, de in Amt un Rang en
beten höger staht as de annern, is al jümmer en groten Spaaß west.
Anners is jem jo ok man slecht or gor nich bitokamen. Över den een
lacht, de kann ok geern mol unrecht doon, wenn he op düsse Wies den
Giezkragen dat backige Geld ut de Taschen haalt, wenn he den
Prahlhans op en fiene Aart bibringt, dat he vör luter Muul gor nich
mehr to sehn is, or wenn he dat junge Paar, dat sik mit den besten
Willen nich kriegen kann, so vigeliensch stüürt, dat dat sik eenfach
kriegen mutt. En Avkaat, de so an't Warken is, is bi sien Kollegen
nich goot ansehn, se kiekt em över de Schuller an, treckt de Nees
kruus un seggt minnachtig: Winkelavkaat. Düt warrt denn ok vun
Willem Winkelmann (nomen est omen) seggt. Man he deit, wat he kann.
Un schull dat eenmol anners utlopen, anners as dat sien Afsicht west
is, denn... Nee, dat mutt een sehn un hören, dat mutt een beleven.
Presse
Ein liebenswerter Advokat
Einen vollen Saal brachte der Volksspielbühne Rissen ihr Herbststück
„De Winkelavkaät" des niederdeutschen Schriftstellers Robert
Eildermann in der Schule Iserbarg. Das Publikum hatte seine Freude
an der geschickten Hand des hochgestellten Herrn Advokaten, der
seinen lieben Mitmenschen hilfreich unter die Arme greift, wenn sie
nicht mehr weiter wissen. Er holt dem Geizigen das Geld aus der
Tasche und weist den Prahlhans in seine Grenzen. Aber auch das junge
Paar, das Schwierigkeiten hat, sich näherzukommen, lenkt er auf die
richtigen Bahnen. Diese nichtstandesgemäßen Nebenbeschäftigungen
sind dem Renommee des Herrn Advokaten nicht gerade dienlich. Seine
Kollegen haben auch gleich einen bezeichrienenden Namen für ihn zur
Hand. Fortan ist er der „Winkeladvokat". Das schert den Betroffenen
wenig. Er tut weiter, was er nicht lassen kann, und wenn es einmal
schiefgeht, dann weiß er sich auch zu helfen. Das Publikum spendete
den Winkelzügen des Advokaten, der zügigen Inszenierung und der
vorbildlichen Ausstattung lebhalten Beifall.
(Norddeutsche Nachrichten)
„De Winkelavkaat"
Sehr frei nach Schiller möchte ich sagen: „Der Not gehorchend nicht
dem eignen Triebe, tret ich, als Kritikaster vor Euch her." Jeder,
dem der akute Spielbetrachtermangel in unseren Reihen bekannt ist,
wird sich vorstellen können, mit welch flammenden Worten E. P. einem
den informatorischen Hauptzweck unseres Verbandsblattes klarzumachen
weiß.
So angesprochen, sieht man sich gezwungen, eigenes Phlegma zu
bekämpfen, und sich an die etwas heikle Aufgabe des „Kritisierens"
zu machen. Am 28. 10. fuhr ich denn nach Rissen, um mir das Stück
„De Winkelavkaat' anzusehen. Um es gleich vorwegzunehmen: der
Titelpart wurde von Rudolf Schröder hinreißend verkörpert. Durchaus
verständlich also, wenn am Premierenabend der anwesende Autor,
Robert Eildermann, höchst erfreut geäußert hat: „Endlich ist mein
Stück einmal so aufgeführt worden, wie ich es mir immer gewünscht
habe!" Eine hübschere Anerkennung kann es wohl kaum geben.
Nun zur Handlung: An der Spitze Willem Winkelmann, de Avkaat. Listig
versucht er, einem Bäckermeister und dessen Gegenpart, einer Witwe,
die nach Höherem strebt, jeweils das Grundstück des Anderen zu
verkaufen. Als das letztlich schiefläuft und sein erhoffter Gewinn
ausbleibt, steht dieser Schlingel dennoch mit fast weißer Weste da:
Er hat — angeblich — alles nur eingefädelt, um den Kindern der
Kontrahenten zu helfen. Sie möchten heiraten, und Bäckermeister wie
Witwe geben — bis dahin ahnungslos — ihre Einwilligung. Ihre
Entrüstung über den Winkelavkaaten, der sie schändlich
angeschwindelt hatte, bringt sogar zustande, daß beide Gegner in
schöner Eintracht abziehen. Wie Rudi Schröder diesen verschlagenen
Burschen hinlegte, der trotz aller Winkelzüge sympathisch blieb, das
war schon eine komödiantische Leistung! An allem maßgebend gefingert
hatte seine „Huushöllersch", Mile Steen (Elfi Bergel). Trotz aller
Bemühungen kam die Arme nie an den ersehnten Cognac. Ein trauriges
Los! Im letzten Akt mußte sie sagen, daß sie auf die paar
kümmerlichen „Piepen" ihres Arbeitgebers ja gar nicht angewiesen
sei. Das erklärte dann, wie der sich überhaupt eine so adrette,
proppere Kraft leisten konnte.
Die Witwe Dina Hartjen (Lisa Schröder) war besonders wirkungsvoll in
einer kleinen Schwips-Szene. Keine leichte Sache, die sie mit viel
Charme löste. Der Darsteller des Bäckermeisters Büsing (Günter
Schramme) hatte die schwierige Aufgabe, gut 20 Jahre älter
erscheinen zu müssen. Zum Glück brachte er Statur und Stimme dafür
mit. Im Vorjahr sah ich ihn in einer Rolle, die ihm altersmäßig mehr
entgegenkam, und bin daher sicher, daß er auch künftig im
Charakterfach noch viele schöne Leistungen zeigen wird.
Nett anzusehen, munter und echt: die Bäckerstochter Heike (Silke
Lorenzen). Der Witwensohn Henning (Gerd Hackelberg) soll, wie ich
hörte, erstmals mitgewirkt haben. Kaum zu glauben. Er wirkte sehr
frei und natürlich. Offenbar eine Begabung.
Der Spielleiter Heiner Tewes hatte für gutes Stellungsspiel gesorgt.
Wenn es ab und an mal kleine Textverzögerungen gab, so nehme ich an,
daß sie gewiß dem allerorts gefürchteten „zweiten Abend"
zuzuschreiben sind. 2 Punkte möchte ich — und diese ganz allgemein —
ansprechen dürfen:
1. Liebesszenen geraten bei fast allen Amateur-Aufführungen meist
etwas dünn.
2. Die kurze Mode ist auf der Bühne allemal ein kleines Problem!
(Warum, warum, warum — ist doch kleines Problem die große Mode. Die
Red.) Reizend war — wie gewohnt in Rissen — das Bühnenbild
gestaltet. Besonders nett aber ist es, dort in allen Dingen das
Gefühl zu haben, das alles — auch das Programmheft — mit viel
Sorgfalt und Mühe vorbereitet wird. Das beginnt bereits im Foyer, wo
man ausgezeichnete Szenenfotos und sehr hübsch angelegte Alben
anschauen kann. Eine nett genützte Möglichkeit, den Gast zu
informieren und in Pausen zu unterhalten. Mit einem Wort: Man fühlt
sich wohl in Rissen.
(Verbandskritik)
De Winkelavkaat
Ein vergnüglicher Theaterabend ohne lange Anfahrtszeit, ohne
Parkplatzsorgen und ohne Garderobenobolus - wo gibt es das heute
noch? Das gab es Ende Oktober in der von der Volksspielbühne Rissen
in Szene gesetzten der Aula der Schule Iserbarg. Wer am Samstag zu
spät kam, mag während des ersten Aktes noch überlegt haben, ob er
dree Törns lang seine Beine werde strapazieren können. Je weiter
jedoch der Abend fortschritt, desto intriganter wurde der
Winkelavkaat in seinem Geschäftsgebaren und desto mehr wuchs der
Widerstand der Beinmuskulatur. Um den listigen Machenschaften des
Advokaten folgen zu können, mußte man sich allerdings seiner im
Verborgenen schlummernden plattdeutschen Kenntnisse erinnern. Diese
wurden durch die treffende Gestik und Mimik der Darsteller zu
Höchstleistungen angespornt. Der häufige Applaus auf offener Szene
machte deutlich, daß keine zweideutige Anspielung oder gar eine
eindeutige Bemerkung unverstanden verhallte. Kurzum: Es war ein
gelungener Theaterabend, an dem vielleicht am meisten auffiel, daß
die Zuschauer in hellen Scharen strömten, während andere größere
Theater zuweilen vor leeren Plätzen spielen. Suchen wir nach den
Gründen für dieses Wohlgefallen, so kann man folgende anführen: Eine
Komödie - diese ist von Robert Eildermann geschrieben worden und
stand unter der Spielleitung von Heiner Tewes - ist die richtige
Kost für den tapferen Theaterbesucher, der am Samstagabend den
bequemen Fernsehsessel mit einem harten Aulastuhl vertauscht. Ein
weiterer Grund ist die Mundart, in der vorgetragen wurde. Der Freund
und Kenner der niederdeutschen Mundart wird sich über die
akustischen Leckerbissen dieses Abends besonders gefreut haben. Vor
allem aber seien die Schauspieler genannt, die uns eine amüsante
Geschichte vortrugen vom Grundbesitz und dessen gewinnbringendem
Verkauf und von der List eines Advokaten, der alle übers Ohr haut,
die andere hereinlegen wollen, und der damit nicht nur das Recht
wiederherstellt, sondern auch noch dem Liebespaar ein Happy End
beschert. Die Darsteller hatten offensichtlich nicht nur Lust und
Laune zum Schauspielern, sondern auch das dazugehörige Talent. Allen
voran der Intrigant Willem Winkelmann, der sich im Laufe der
Handlung die Bezeichnung "Mann" verspielt und dafür die etwas
degradierende Titulierung "Winkelavkaat" einheimst. Rudi Schröder
spielte diese Rolle mit sicherem Instinkt für die Komik, die darin
liegt, daß er ganz anders handelt, als es jedermann von ihm
erwartet. Was wäre der Winkelavkaat aber ohne sien Huushöllersch
Mile Steen, und was wäre dieser Abend ohne die so gelungene
Wiedergabe dieser Person, die über ein gerütteltes Maß an
Bauernschläue und gesundem Selbstbewußtsein verfügt! Die
Huushöllersch Elfi Bergel war sehr eindrucksvoll. Es ist müßig zu
fragen, wer mehr zum Gelingen des Abends beigetragen hat, die Mile
Steen oder der Avkaat, der Bäckermeister (Günter Schramme) und seine
Kontrahentin, die Wittfru Dina Hartjen (Lisa Schröder) beeindruckten
nicht nur durch den reichlichen Genuß von Cognac. Das Liebespaar
(Silke Lorenzen und Gerd Hackelberg) konnte gegen die gewichtigen
Schauspieler nur mit Charme und der Liebenswürdigkeit der Verliebten
ankommen, die sie voll ausspielten. Zum Schluß gab es anhaltenden
Beifall.
(Verbandskritik)
Auch der Autor war begeistert von
Rissener Volksspielbühne
Rissen. Fünf Abende lang wurde bei vollem Haus in der Aula der
Schule Iserbarg „De Winkelavkaat" von Robert Eildermann gespielt.
Plattdeutsch kommt hier in Rissen immer gut an, und die Erwartungen,
wenn eine niederdeutsche Komödie auf dem Spielplan steht, sind immer
hoch. Die Zuschauer wurden nicht enttäuscht. Das Ensemble brachte
das Bühnenstück prachtvoll heraus.
Alle hatten am Erfolg ihren Anteil: Die Spielleitung lag bei Heiner
Tewes in besten Händen. Der Bühnenbau Uwe Fischbecks und Alfred
Bergels schuf gleich die richtige Atmosphäre. Neu war für uns Vera
Lenz, die als Maskenbildnerin Hervorragendes leistete. Den
zuverlässigen Rettungsanker, Gertrud Felst als Souffleuse, möchten
wir nicht vergessen.
Der Winkelavkaat läßt sich in allerlei krumme Sachen ein, um einem
jungen Paar zu helfen. Es bleibt offen, ob er es aus Güte tut, oder
ob er damit ein gutes Geschäft verbinden möchte. Man muß gesehen
haben, wie er die beiden hartnäckigen und dickköpfigen Gegner Korl
und Dina gegeneinander ausspielt. Sein redseliger, weichherziger
Hausdrachen hat dabei immer die Finger dazwischen. So mußte es zum
happy end kommen.
Das Dreigestirn Rudi Schröder als Winkelavkaat, Elfi Bergel als
Huushöllersch, Günter Schramme als Korl, der Bäckermeister,
gestalteten die Handlung vollendet. Sie verkörperten die
niederdeutschen Leute mit einer Echtheit, so daß ihre Gestalten
lebten. Lisa Schröder als die Weetfru Dina war prachtvoll. Das junge
Liebespaar Silke Lorenzen und Gerd Hackelberg sahen frisch und
hübsch aus und werden sicher nach einiger Erfahrung in das Spiel der
anderen hineinwachsen.
Der Autor, Robert Eildermann, kam zur ersten Vorstellung. Er brachte
seine Freude darüber zum Ausdruck, daß sein Werk genauso gespielt
wurde, wie er es sich gedacht hatte.