Bei den Bodendieck's reicht die Rente
vorn und hinten nicht. So entschließen sich die Eheleute
unterzuvermieten. Was jedoch nicht geplant war: Sie haben die gute
Stube gleich zweimal vergeben - er an die junge Lisa, sie an den
fast gleichaltrigen Klaus. Geschäftstüchtig wie sich die Bodendiecks
entwickeln, glauben sie an doppelte Einnahmen, als sie feststellen,
daß Klaus nachts arbeitet. Vertrackt wird es aber erst, als Klaus am
Tag im Bett liegt und Lisas Chefin zu Besuch kommt...
Presse
BODENDIEK CONTRA SPROTT
Seien wir doch ehrlich: von diesen beiden Idealtypen oder auch
Milieumotten einzig und allein lebt das Lustspiel "Keen Utkamen
mit't Inkamen". Und das wiederum ist typisch bei Wempner. So z.B.
auch in "Rund um Kap Hoorn" sind es Käptn Nass und die Zeitungsfrau
Jette. Seine Stücke sind publikumslüstern und deshalb themenarm. Der
Spielleiter, der die eben genannten Typen in seinem Ensemble nicht
100%ig ausweisen kann, wird niemals "ankommen". Im Gegensatz zu der
niederdeutschen Klassik. Bei Boßdorf, Stavenhagen etc. ist jede
Rolle eine Aussage, steht der unverfälschte niederdeutsche Mensch,
egal welcher Zunge. Und so scheint es mir nicht von ungefähr, wenn
man nun dazu übergeht, hochdeutsche Stücke - Ja, und sei es auch
Brecht - ins Niederdeutsche zu übertragen, um auch bei der Jugend
mit dem Niederdeutschen und seinem Erhalt auf Resonanz zu stoßen.
Entscheidend und letztlich ist immer die Aussage am Theater und
nicht der Klamauk.
Zurück zu Bodendiek und Sprott. Die VB Rissen hatte sie beide und
zwar 100%ig. Egbert Wieck als August mit Vornamen des Bodendiek, der
mit vorder- und hintergründigem Humor in allen Lagen des Lebens,
auch den schwierigsten, Sieger blieb. Anders dagegen Fide Sprott. Er
jongliert mit einer adoptierten Doofheit, paart sie mit einer nahezu
bäuerlichen Verschlagenheit und findet die Belohnung seiner
"Liebesmüh" im Alkohol. Die Schnapsszene macht dem Erich Hübner so
leicht keiner nach. Durch den vielen Szenenapplaus sahen sich August
und Fide vollauf bestätigt. Hilma Wieck mußte im Schatten ihres
August bleiben. Ihr darstellerisches Vermögen aber sorgte dafür, daß
es kein Schattenspiel wurde (ja, manchmal haben unsere Autoren
merkwürdige Vorstellungen). Ich kann mir nicht helfen, die
Fruchthändler, die ich kenne, sind alle aus einem ganz anderen Holz
geschnitzt, als uns das Günther Schwenn mit seinem Helmut Jäger
weiszumachen versuchte. Silke Lorenzen als Lisa echt und ehrlich, so
daß es ihr gelang, ihren manchmal grobschlächtigen Klaus gehorsam
"bei Fuß" gehen au lassen. Lag wohl an dem Duftwasser im
"gemeinsamen Bett" der gekoppelten Bude. Fraglos ein Liebespaar nach
dem Geschmack unserer homogenen Gesellschaftsauffassung. Frau
Bollmann (Herta Mutschink) traf nicht immer den "Chefton". Aber wer
will schon sagen, welche Chefin die Richtige ist oder welche nicht?
Schon gar nicht, wenn man nicht weiß, ob sie geschieden oder
verwitwet sind. Ledige (Chefin meine ich) sind an sich eine Sparte
für sich. Inge Schwenn als Gerry war da schon offenkundiger. Sie
angelte sich den Gemüsefritzen mit den sauren Apfelsinen und
versuchte nun als Gattin, Mutter und Stiefmutter mit mütterlichem
Einfühlungsvermögen und Elan, dem Liebespaar Schützenhilfe zu geben.
Paula Sprott exestiert nur auf dam Papier, ihre Stimme lieh ihr Elfi
Bergel. Und dabei mag mancher an seine liebe Nachbarschaft erinnert
worden sein.
Ohne Fehl und Tadel aber das Bühnenbild. Wie überhaupt man den
Kameraden von der Technik "nichts ans Zeug flicken" kann, trotz
eifrigen Suchens und Schnüffelns.
(Verbandskritiker Erich Fitzwald)
Wieder großartiger Theaterabend am
Iserbarg
Rissen. Wie Immer, wenn die Volksspielbühne ihre Vorstellungen gibt,
war die Aula der Schule Iserbarg voll besetzt. Dieses Mal hatte die
Spielgemeinschaft das Wagnis unternommen, ein „Lustig Spiel" von
Fritz Wempner bald nach der Fernsehsendung zu bringen.
Der Inhalt des Spieles gab viel Anlaß zu heiteren Konflikten. Das
Rentnerehepaar Bodendiek, bei dem kein „Utkamen mit't Inkamen" ist,
beschließt ein Zimmer zu vermieten. Bodendiek möchte eine nette
junge Deern als Mieterin und seine Frau einen frischen jungen Mann.
Das Schicksal will es, daß jeder vom anderen unbemerkt seinen Wunsch
erfüllt bekommt. Was nun? Keiner will seinen Mieter vor die Tür
setzen.
Listig löst August das Problem: der junge Mann arbeitet nachts und
schläft tags, und das junge Mädchen kommt erst abends nach Hause, um
nachts zu schlafen. Da braucht man doch nur jedesmal eine halbe
Stunde, um Bettzeug und Schrankinhalt zu tauschen und nimmt eben
beide! Die doppelte Miete ist nicht zu verachten.
Aber es kommt, wie es muß. Die beiden Mieter begegnen sich,
verlieben sich und stehen vor neuen scheinbar unlösbaren
Familienproblemen. Keiner ahnt, daß er des anderen wegen sein
Elternhaus verlassen hat. Klaus, weil sein Vater eine „Goldgräberin"
heiratet, die Lisas Mutter ist und das junge Mädchen, weil der böse
Sohn des Stiefvaters den Frauen vorwirft, nur aus Berechnung zu
heiraten. Nach amüsanten, immer neuen Verwicklungen lösen sich die
Konflikte zur allgemeinen Zufriedenheit.
Schon das Bühnenbild versetzte die Zuschauer in die Atmosphäre des
Kleinrentnerhaushaltes. Unter Rudi Schröders Spielleitung vollendete
der einzelne den Gesamterfolg des Ensembles. Der Star des Abends war
wieder einmal Egbert Wieck. Er füllte die Figur des
listig-gemütlichen Rentners mit prallem Leben. Seine Frau, im Leben
und auf der Bühne, war die prächtige Ergänzung des Rentnerpaares.
Das Liebespaar Silke Lorenzen und Günter Schramme gewannen durch
Frische und Charme die Herzen. Das gesetzte Paar, Inge Schwenn und
Günther Schwenn, zeigten reizvoll ihr Recht auf Glück und ihr — zum
Schluß ungetrübtes — Verhältnis zur Jugend. Herrlich waren auch die
beiden Komikerinnen Herta Mutschink und Elfie Bergel. Ein voller
Erfolg!
(Norddeutsche Nachrichten)
Vergnügliche Stunden mit der
Volksspielbühne Rissen
Lebhafter Beifall für Neueinstudierung von „Keen Utkamen mit't
Inkamen"
Wedel. Freunde der niederdeutschen Sprache erlebten am Wochenende in
der Aula der Iserbarg-Schule In Rissen vergnügliche Stunden mit der
Volksspielbühne Rissen. Das begeisterte Publikum zollte den Akteuren
aus Wedel und Rissen durch wahre Beifallsstürme Dank und Anerkennung
für ihre glänzenden Leistungen in dem lustig Spill „Keen Utkamen
mit't Inkamen" von Fritz Wempner unter der Regie von Rudi Schröder.
Applaus auf offener Bühne begleitete fortgesetzt die Schauspieler
und zwang sie gelegentlich, ihren Part zu unterbrechen. Die Wahl des
Stückes erwies sieh als überaus glücklich.
„Keen Utkamen mit't Inkamen" ist die Geschichte des Rentnerpaares
August und Ida Bodendieck, die mit der Vermietung eines Zimmers ein
paar Groschen nebenbei verdienen wollen und durch Ungeschick
peinliche Situationen heraufbeschwören. August (Egbert Wieck) gibt
in Abwesenheit seiner Frau die Stube an ein jungen Mädchen (Silke
Lorenzen), während Ida (Hilma Wieck) an einen jungen Mann (Günter
Schramme) vermietet. Da weder August noch Ida ihrem Mieter den Stuhl
vor die Tür setzen wollen, beschließen beide, aus der Not eine
Tugend zu machen, als sie erfahren, daß der junge Klaus Jäger
tagsüber schläft und nachts arbeitet, und die junge Mieterin Lisa
Franzen umgekehrt. Sie vermieten die Kammer an beide.
Es kommt, wie es kommen mußte, eines Tages zur Begegnung der beiden
Mieter, und die sich daraus ergebenden Verwicklungen und Turbulenzen
sind nicht „von Pappe".
Hinein in die Auseinandersetzungen
platzt überraschenderweise Lisas Chefin Frau Bollmann (Herta
Mutschink), im Glauben, das junge Mädchen sei verheiratet, was Lisa
der Eifersüchtigen zur Besänftigung erzählt hat. Da muß der
Untermieter und Zimmergenosse Klaus als Rettungsring herhalten, was
ihm bei der hübschen Lisa gar nicht so schwer fällt. Außerdem
mischen noch die Eltern der jungen Leute kräftig mit, doch
schließlich kommt alles zu einem glücklichen Ende.
„Wir sehen in unserem Hobby zugleich die Aufgabe, die niederdeutsche
Sprache zu erhalten und zu fördern. Momentan haben wir etwa 30
aktive Spieler im Alter von fünf bis 72 Jahren aus Wedel und den
Hamburger Elbgemeinden. Dennoch ist der Nachwuchs unser großes
Problem — wer spricht schon noch Platt?", erzählte Heiner Tewes, der
schon im Wedeler Theaterverein aktiv war, bis dieser 1953 mangels
geeigneter Räumlichkeiten aufgeben mußte.
„In unserer Volksspielbühne sind alle Berufe zu finden", meint
Tewes, „vom Arbeiter über den Beamten, kaufmännische Angestellte,
Krankenschwestern bis zum Rentner." Stolz ist die Theatergruppe auf
eigene Requisiten, Prospekte und Kulissen.
(Wedel-Schulauer Tageblatt)
Vertellsel un Dööntjes
In einer Szene sitzen Hilma und
Egbert Wieck zusammen am Tisch. Egbert redet und redet und steht
dabei auf. Währenddessen bemerkt Hilma, dass ihr Stuhl
zusammenbricht. Da sie gerade eine Schulterverletzung ausheilt, kann
sie nicht aufspringen und sinkt so langsam und stetig wie auf einem
kleinen Lift hinter dem Tisch zu Boden - unbemerkt von ihrem Mann.
Als der sich wieder umwendet, ist niemand mehr zu sehen. Nach einer
kurzen Schrecksekunde taucht hinter dem Tisch Hilmas Hand auf und
man hört ihre Stimme rufen: "Ik heff di al lang seggt, dat wi den
Stohl no'n Dischler bringen schüllt!"