Vergnügliches Durcheinander in einem
Fischerdorf. Das Stadtmädchen Silbe sorgt für Aufregungen - mit viel
Liebe.
Presse
„Hecht im Karpfenteich"
Zu diesem „vergnügten kleinen Kuddelmuddel" hatte die VB Rissen in
ihr neues Haus eingeladen, und das treue Rissener Publikum ließ sich
nicht lange nötigen. Es lohnte sich auch zu kommen.
In der von Alfred Bergel mit viel Liebe hergerichteten Fischerkate —
Hauptrequisit ein Bett — spielten sich höchst sehens- und
hörenswerte Dinge ab. Die Geschichte zu beschreiben wäre müßig, kein
Mensch würde es verstehen. Wer immer im Moment jedenfalls glaubte,
daß nun die mit dem — oder der mit der —, es war alles in der
nächsten Szene wieder ganz anders. Wie gesagt — Kuddelmuddel.
Gesprochen wurde „Missingsch", oder was man dafür hielt. Man täusche
sich nicht, das ist gar nicht so leicht zu sprechen, wenn es echt
und „niederdeutsch" wirken soll. Mit einem breitgequetschten
Hochdeutsch ist es nicht immer getan. Musterbeispiel dafür, wie es
sein sollte: Egbert Wieck. Sein Ohl Moorog stimmte überhaupt hinten
und vorne. Kurzer, trockener Humor und nie übertrieben. Und seine
Sprache: so schön kann Missingsch klingen. Seine bessere Privat- und
Bühnenhälfte Hilma Wieck als Eische Moorog hielt wacker mit. Als
Haus- und Dorfdrachen, so recht zum Fürchten.
Eine nette Studie ganz besonderer Art bot Erich Hübner als alter
Lehrer Klauk Bakelhau. Mit seiner liebenswürdigen Menschlichkeit und
seiner ostisch gefärbten Sprache machte er aus dieser Schwankfigur
einen echten lebendigen Menschen. Wolf-Dieter Neitzke, auch
Spielleiter, spielte seine Rolle frisch und lebendig, aber bei der
Aus-„schprache" war noch vieles, was nicht zu einem Fischer mit dem
kernigen Namen Helle Sundwisch paßte.
Die jungen Damen Silbe, Unne und Orne, dargestellt in dieser
Reihenfolge von Anke Wehr, Annelie Warnke und Bärbel Fischbeck,
waren gleichwertig in Spiel und Temperament und paßten auch typmäßig
zu ihren Rollen. Willi Brunckhorst als Nott Överschlau hatte mit
seiner töffeligen Art natürlich die Lacher auf seiner Seite, aber
ich meine, durch ein bißchen weniger Übertreiben hätte er zwar
einige Lacher nicht bekommen, die Rolle hätte aber an Natürlichkeit
gewonnen. Im ganzen hätte vom Stück noch einiges gestrichen werden
können. Warum z.B. im I. Akt dieser endlose Dialog zwischen Helle
und Nott, der viel wiederholt und die Handlung um nichts
voranbringt. Warum nicht mindestens die Hälfte davon weg. Das Stück
ist doch so lang und bringt noch so viel Interessantes. Dann noch
einige Kleinigkeiten, z.B. in der milieugerechten Kleidung, die oft
sehr viel von der Illusion nehmen können. Da ist z.B. die Rede
davon, daß die Unne so naiv und dörflerisch ist, daß sie nicht
einmal weiß, wozu ein BH da ist, und dann kommt sie so schick
gekleidet mit modernen Schuhen usw. Und dieser zierliche rote
Regenschirm, vor dem das ganze Dorf zittern soll, der paßte doch
wirklich besser zu einem Großstadt-Twen, als zu einer Dorfmatrone.
Aber wie gesagt, das waren Kleinigkeiten. Im großen und ganzen war
es ein netter und herzerfrischender turbulenter Spaß.
(Verbandskritiker Walter Hoger)
Herzerfrischendes Theater
Ein vergnügter kleiner Kuddelmuddel in einem Fischerdorf ist die
Handlung von Harry Krüger-Yorks Schwank „Hecht im Karpfenteich", den
die Volksspielbühne Rissen mit viel Schwung auf die Bretter stellte.
Das mit Leben und Aktion prall gefüllte Stück ließ allen
Schauspielern viel Raum zur Entfaltung.
Was sich um Helle Sundwich, Eische Moorog und Silbe Wuhlwind
abspielte, war herzerfrischend und reizte zum anhaltenden Lachen.
Die kleinen Schwächen und Mängel, mit denen die Menschen nun einmal
behaftet sind, kamen in leisen Untertönen gut zum Ausdruck.
Trotzdem, ein wenig mehr Zurückhaltung hätte der sonst runden
Inszenierung von Wolf-Dieter Neitzke gut getan. Freundlicher Beifall
galt allen Schauspielern.
(Norddeutsche Nachrichten)
DER HECHT IM KARPFENTEICH
(...) Im "Heidehaus Rissen" wird die Volksspielbühne leider in
Zukunft keine Spielmöglichkeiten mehr haben. Durch verständnisvolles
Entgegenkommen seitens der Schulbehörde und der Schulleitung ist die
Spielmöglichkeit für die Spielbühne in der Aula der Rissener Schule
am Iserbarg weiter gegeben. Es ist erfreulich, dass der Rissener
Bevölkerung in den neuen schönen Räumen der Aula kulturelle
Veranstaltungen geboten werden können.
(Rissener
Rundschau)
Aus dem Nähkästchen
Bei einem Gastspiel im Kurtheater Bad
Bramstedt, 2. Akt, 1. Auftritt: Von der liebestollen 'Orne' in einem
fremden Bett aufgestöbert, bricht der schwerfällige 'Nott' mit dem
gesamten Innenleben dieses Requisits krachend zusammen - zur großen
Freude der Zuschauer. Die Situation wurde kritisch, als sich beide
auf der Flucht vor dem Schulmeister in, bzw. unter dem Bett
verkriechen sollten. Unter dem Jubel der Zuschauer versuchte 'Nott'
vergeblich das Bett hochzustemmen, um seinen nicht unbeträchtlichen
Körper darunter zu zwängen. Letzte Rettung: 'Nott' verschwindet
hemmungslos lachend hinter der Kulisse und gab damit den längst
fälligen Auftritt für den Schulmeister frei. Großer Beifall des
Publikums für den gelungenen Gag. Man sieht: Die besten Szenen
schreibt sehr oft der Zufall.