Was tut ein Mädchen nicht alles, um
nicht den Mann heiraten zu müssen, den der Vater aus finanziellen
Gründen ausgesucht hat? Irmgard Christiansen, Reederstochter, kann
ein Lied davon singen: Zuerst läuft sie von zu Hause weg, um bei
Kapitän Korl Nass für kurze Zeit unterzuschlüpfen. Dann muss sich
das hübsche Mädchen, um als "Köksch" eingestellt zu werden, in einen
hässlichen Trampel verwandeln, weil Steuermann Jonny gegen hübsche
Mädchen allergisch ist. Außerdem sind ihr zwei vom Vater angeheuerte
Detektive dicht auf den Fersen. Brenzlig wird es, als Vater
Christiansen selbst mit Jonnys Verflossener in Kapitän Nass'
Seemannskneipe "Kap Horn" auftaucht, und es sieht einen Augenblick
so aus, als ob die beiden Fahrensmänner nie mehr Schiffsplanken
unter den Füßen spüren würden. Aber nach aufregenden Szenen beginnt
die Bühnensonne wieder zu scheinen. Für Irmgard hat sich der
Mummenschanz gelohnt: Sie hat sich ihren Mann selbst ausgesucht, und
ihr Vater hat nun nichts mehr dagegen, dass es der Steuermann Jonny
ist.
Presse
Rund um Kap Hoorn
In Rissen feierte man "Geburtstag". Man könnte auch sagen, das
20jährige Bestehen der Volksspielbühne. Nett aufgezogen hatten es
die Rissener, doch, doch. In einem beschaulichen Programmheft zeigte
die VB einem breiten Publikum ihren "Leidensweg" dieser 20 Jahre
auf. Dabei gingen auch unsere Gedanken zurück in die Vergangenheit.
Wenn wir so Ende der 50er Jahre mal wieder ins Heidehaus nach Rissen
gebeten wurden, dann sagte Hermann Holting unterwegs schon: "Na, was
mag heute wieder anliegen?" In den Versammlungen erlebten wir so
richtig deftige "Familienkräche". Bruno Weickert machte immer was
los. Aber alles war halb so schlimm. Nachher am runden Tisch beim
Glase Bier, da sah die Welt und ihre Zukunft immer ganz anders aus.
Und heute - ehrlich - ohne diese Geburtswehen gäbe es heute keine VB
Rissen.
Auch Eure damaligen "Kritiker" müssen Euch widersprechen. Was Ihr da
bei Timmermann an Aufführungen, vor allem die Märchen,
herausgebracht habt - diese "Lichter unter den Scheffel zu stellen",
habt Ihr bestimmt nicht nötig. Fritz Wempner war der Autor, dessen
Stück "Rund um Kap Hoorn" die Spieleiterin Hilma Wieck ihrer großen
niederdeutschen Gemeinde als "Geburtstagspräsent" überreichte.
Und nett verpackt war es. Zwei Erzkomödianten setzte Frau Wieck ein,
nämlich Egbert Wieck als Kapitän und Erich Hübner für den Reeder.
Und was dann kam, war ein Schub, ein guter Schub aus dem
Nachwuchslager. Und dieser Nachwuchs agierte bravourös. Egal die
Namen, ob Jürgen Wingberg, Bärbel Fischbeck, Jürgen Birkl, Thomas
Pfister, Elfi Bergel, Friedrich Schreiber und Annelie Lettermann -
alle versuchten ihren Part analog den Regieanweisungen zu meistern
und sorgten so für eine gute Ensembleleistung. Doch - es war ein
gutes Geburtstagsgeschenk und das Publikum wußte es mit seinem
Beifall zu würdigen. Der Technik besonderes Lob zu sagen, hieße
Eulen nach Athen tragen. Man muß sich doch immer wieder fragen, wer
diesen Leuten (und nicht nur hier) noch etwas zeigen bzw. weismachen
könnte? Weiter so, Rissen, und wir lassen uns zum 25sten gerne
wieder überraschen.
(Verbandskritik)
Ein Urviech auf der Bühne - Die
Volksspielbuhne Rissen riß ihr Publikum zu wahren Beifallsstürmen
hin.
Rissen. Alle vier Vorstellungen waren restlos ausverkauft und viele
Leute mußten wieder nach Hause gehen, ohne die Aulführung der
"Volksspielbühne Rissen" gesehen zu haben. Das ist wirklich schade,
denn was die Mimen in dem Paradestück "Rund um Kap Hoorn" da auf die
Bretter der Bühne in der Iserbarg-Schule legten, war wirklich großes
Volksschauspiel.
Ein Naturtalent, ein Urviech, ein echter Komödiant ist Egbert Wieck.
Der Blankeneser Polizist riß sein Publikum in der Rolle des Kapitäns
Naß einfach von den Stühlen. Seine Nichte Irmgard wurde von Bärbel
Fischbeck in der Verkleidung als häßliche Kööksch überzeugend
dargestellt. Jeder Darsteller der Rissener Bühne schien selbst Spaß
an dem Spiel zu haben. Ging es hierbei doch um das alte Thema Liebe,
mit den notwendigen Irrungen, Verwechslungen, dem Katz- und
Maus-Spiel, bis zum Happy-End. Großartig und so echt, so urig und
urkomisch verkörperte Elfi Bergel die mittelalterliche Zeitungsfrau
Jette, die schließlich doch noch einen Mann ergatterte, wenn auch
über den unnötigen Umweg eines Heiratsinserats.
Nicht unerwähnt soll das ausgezeichnete, wirklich echte Bühnenbild
bleiben.
20 Jahre alt genau ist die "Volksspielbühne Rissen". Damals wagten
sich die ersten Mitglieder bei ihren Zusammenkünften höchstens an
kleine Sketche, Lesungen und "Bunte Abende" heran. Durch den
Volksschauspieler Otto Schröder vom Ohnsorg-Theater erlernten die
Mitglieder des Amateur-Theaters die Schauspielkunst. Auf der kleinen
Bühne des Rissener "Heidehaus" verdiente sich die VBR die ersten
Sporen. Heute ist diese Theatergemeinschaft nicht mehr aus dem
Kulturleben der Elbgemeinde wegzudenken.
(Altonaer Nachrichten)
Beifallsstürme für die Rissener VB
Es war eine Aufführung voller Schwung und Elan, so wie wir es von
unserer Volksspielbühne Rissen seit langem gewohnt sind. Und
trotzdem war es doch anders, fröhlicher, ausgelassener und
erwartungsvoller als sonst, denn dieses Stück "Rund um Kap Hoorn"
war die Jubiläumsaufführung zum 20-jährigen Bestehen unseres
Rissener Vereins.
Egbert Wieck, Leiter der VB Rissen, privat Polizeibeamter, leistete
Schwerstarbeit. Er stellte den Kapitän Korl Nass dar, der an Land
gegangen war und in seiner Hafenkneipe einen "festen Liegeplatz"
gefunden hatte. Seine rechte Hand war Steuermann Jonny Tetens
(Jürgen Wingberg), der sich in die aus dem Hause des Reeders Walter
Christiansen (Erich Hübner) entlaufene Tochter Irmgard (Bärbel
Fischbeck) verliebte. Sie sollte aus Geschäftsgründen einen Mann
heiraten, der ihr nicht gefiel, und verschwand deshalb für eine
Weile als "Kööksch" bei Käpt'n Nass. Zwei Detektive (Thomas Pfister
und Jürgen Birkl) wurden ihr auf die Fersen gesetzt. Eine
Zeitungsfrau (Elfi Bergel) sorgte ständig für Informationen über die
Suchaktion des Reeders Christiansen. Ein Rundfunkreporter (Friedrich
Schreiber) zeichnete ein Stimmungsbild dieser Hafenkneipe und
Annelie Lettermann fungierte als Privatsekretärin Mia Brinkmann,
konnte es aber nicht lassen, den Steuermann Jonny als ehemaligen
Bekannten wieder zu umgarnen.
Bester Lohn für unsere Amateurschauspieler war der immer wieder
aufkommende Applaus des vollbesetzten Hauses. Alle vier
Vorstellungen waren wieder restlos ausverkauft, ja, viele Besucher
mußten sogar nach Hause gehen ohne Käpt' n Nass erlebt zu haben. -
Das ist bedauerlich, denn was hier von unseren Rissener
Schauspielern geboten wurde, war echte Jubiläumsleistung. Auch das
Bühnenbild war "große Klasse" - weiter so, Fischbeck & Co.! - Nicht
zu vergessen, die Helfer hinter den Kulissen: Vera Lenz und Regina
Braun als Maskenbildnerinnen, Gertrud Felst als Souffleuse, H.
Lettermann und A. Novitski als Beleuchter, in der Regie Elke
Novitski und als Inspizientinnen die Damen B. Lübker und G. Grote.
Nach der Vorstellung wurde für Freunde des Vereins ein kleiner
Jubiläumstrunk gereicht. Egbert Wieck sprach über Entstehen und
Werdegang der VB Rissen, der Präsident der Volksbühnenkunst Hamburg,
Heinz Buschmann, überbrachte die Gratulation der Hamburger Kollegen,
Schulleiter Redanz von der Schule Iserbarg, wo die Aufführungen
stattfinden, übergab einen Werkzeugskasten mit Werkzeuggutschein,
was dringend für den Bühnenbau gebraucht wurde. Auch der Vorsitzende
des Ortsausschusses Blankenese, Hinrich Langeloh, sprach seine
Glückwünsche aus, in der Hoffnung, die langersehnten "D-Märkerchen"
für einen neuen Vorhang in der Bezirksversammlung Altona
lockermachen zu können. Alles in allem, ein Jubiläum, das Ansporn
gab, in bewährter Weise weiterzumachen, zur Freude unserer Rissener
Theaterbesucher! (Rissener Rundschau)
Zwanzig Jahre Volksspielbühne Rissen
[...] Drei Rissener Bürger waren es, die 1955 ein Amateurtheater
gegründet hatten: Gustav Felst, noch heute Geschäftsführer des
Vereins, Walter Brock und Bruno Weickert. Man war sich einig, daß
man dem Berufstheater keine Konkurrenz machen wolle, aber man müsse
darum bemüht sein, dem Publikum größtmögliche Vollkommenheit zu
bieten. Die allerersten Anfänge waren recht dilettantisch. Im
damaligen Heidehaus an der Wedeler Landstraße gab auch
Lesungen im kleinen Kreis, Sketche und Bunte Abende. Der ehemalige
Ohnesorgtheaterspieler Otto Schröder und seine Frau nahmen die
Rissener Laienspieler dann mit Erfolg in eine harte Schule. Und um
die „Spielgeister" am Leben zu halten, wurde im kalten Saal so
manche Runde Grog gereicht. Bis 1967 gab die Volksspielbühne
Gastspiele in der näheren Umgebung, dann wurde die Aula der Schule
Iserbarg zum „festen Haus". Seit 1972 gibt es unter der Leitung von
Herta Mutschink auch eine Kinder-Theatergruppe, die besonders für
das alljährliche Weihnachtsmärchen aktiv wird. Die Rissener
Volksspielbühne hat sich zunächst der „Hamburger Volksbühnenkunst
e.V." und dann dem „Bund Deutscher Amateurtheater" angeschlossen.
Dank des starken Willens der Mitglieder und der großen
Einsatzbereitschaft ist die Volksspielbühne heute aus dem Rissener
Kulturleben nicht mehr wegzudenken.